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»Shit happens!« - immer
dort, wo die Pointen krachen

Bielefelder Ralph Ruthe erhielt den »Sondermann«-Preis


Bielefeld/Frankfurt (WB). »Shit happens!«, sagt der weltläufige Deutsche, wenn ihm Arges widerfährt, doch bei Ralph Ruthe wird aus Shit Kunst: Der Bielefelder Cartoonist hat den »Sondermann« der Frankfurter Buchmesse erhalten. Wenn an diesem 2004 gestifteten Preis überhaupt irgendwas schiete ist, dann dass er undotiert vergeben wird.
Null Kohle, aber ein erkleckliches Portiönchen Ruhm - auf diese Formel lässt sich die von Elke Heidenreich überreichte Auszeichnung bringen. Den 33-jährigen Künstler, der in Leopoldshöhe aufwuchs, wird man fortan in einem Atemzug mit dem legendären Künstler Bernd Pfarr (  2004) nennen dürfen, nach dessen tonangebender Figur der Frankfurter Preis benannt ist. Ralph Ruthe, als »MAD«-Zeichner geadelt, arbeitet neben den »Tröstbüchern« von »Shit happens!« kontinuierlich an einer zweiten Cartoonserie, den »Flossen« - beides erscheint regelmäßig in deutschen Zeitungen und Magazinen. Und der Jugend-Comic »Frühreif« wurde gar für fernsehtauglich befunden.
Mit 14 bereits textete Ralph Ruthe für die Honk-Studios - unter anderem legte er Käpt'n Blaubär Aufschneidergeschichten in den Mund. »Nachdem ich ein ÝFix & FoxiÜ-Heft gesehen hatte, war es um mich geschehen.« Vor gut acht Jahren debütierte er mit einer saftigen Version von - angeblich! -Ê typisch männlichen Denk- und Verhaltensweisen: »Schweinskram« hieß die Cartoonsammlung, in der Tiere menschliche Rollen übernahmen.
Frech soll es sein, was Ralph Ruthe aus der Feder fließt, und um eine hammerharte Pointe ist der Künstler nie verlegen - sie muss einfach raus. Gezeichnete Aha-Erlebnisse, kathartisch geradezu. Sturzlangweilige Weltverbesserungsphantasien, wie sie mit Superman & Co. unter die Comicfans geworfen werden, kämen ihm nie in den Sinn.

Artikel vom 24.10.2005