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Thomas Schaaf
spielt wieder
den Verteidiger

Bremen trifft erstmals nicht ins Tor

Von Klaus Lükewille
Hannover (WB). In seinem ersten Fußballer-Leben war Thomas Schaaf Abwehrspieler. Ein mittelmäßiger Verteidiger. Solide, ehrgeizig, aber nicht sonderlich talentiert. Also keine große Liga-Leuchte.

Inzwischen ist Schaaf längst vom Rasen auf die Trainer-Bank gewechselt. Und in seinem zweiten Fußball-Leben spielt er eine wichtige Hauptrolle. Hier strahlt sein »Stern« nicht nur über dem Weserstadion. Schaaf, der Meistermacher. Ein Könner, der Jahr für Jahr neue und starke Bremer Mannschaften präsentiert.
Nach dem 0:0 in Hannover, mit dem Werder die Tabellenführung schon wieder an den FC Bayern abgeben musste, übernahm der Fußball-Lehrer für kurze Zeit die alte Rolle. Schaaf spielte den »Verteidiger«. Denn er wehrte alle Angriffe auf seinen Sturm mit deutlichen Worten ab. Erstmals in der laufenden Saison hatte Bremen in einem Bundesliga-Spiel nicht getroffen. Na und?
»Wir können nicht Woche für Woche 6:2 gewinnen. Das geht manchmal nicht. Der Gegner legt sich doch nicht vor Ehrfurcht auf den Rasen«, schimpfte Schaaf. Und als dann noch ein leiser Vorwurf kam, Werder habe in Hannover »Ergebnis-Fußball« angeboten, war der sonst eher ruhige Coach endgültig wütend: »Das ist doch Quatsch. Ich habe eine gute Mannschaft, die nach vorne spielen will. Ich wäre doch blöd, wenn ich diese Richtung ohne Not ändern würde.« Und dann folgte noch ein deutlicher Hieb in Richtung Heimat: »Ich will immer gewinnen, ich möchte immer Tore sehen. Aber das klappt nicht jede Woche. Das müssen die auch in Bremen endlich mal kapieren.«
Volltreffer! Wenn schon seine Stürmer diesmal leer ausgingen, dieser Schaaf-Schuss saß im Schwarzen. Hier warnte ein Trainer vor überzogenen Erwartungen und stellte sich hinter seine Mannschaft, der die Belastung durch die Champions League jetzt in Hannover deutlich anzumerken war.
Dabei hatte Schaaf reagiert. Mit Miroslav Klose, Frank Baumann und und Leon Andreasen saßen beim Anpfiff drei Stammspieler auf der Bank. Seine Begründung: »Sie wirkten müde und ausgelaugt.« Klose durfte nach gut einer Stunde ran und hatte dann die Chance des Tages auf dem Fuß. »Tausendprozentig« bezeichnete Kollege Torsten Frings später diese Möglichkeit. Doch vom Innenpfosten sprang der Ball ins Feld zurück. In der Schlussphase sah Frank Fahrenhorst nach einem Handspiel noch »Rot« und sorgte so für einen dunklen Nachmittag der Grün-Weißen. Spieler weg, zwei Punkte weg, Tabellen-Spitze weg. In der Tordifferenz (16:15) steht Bayern inzwischen ebenfalls besser da.
Aber Schaaf, der »Verteidiger«, er sah auch eine positive Seite. Denn die berüchtigte Werder-Wackel-Abwehr hatte kein Tor kassiert. Das war ihr in dieser Saison bisher erst einmal gelungen. Am 14. August beim 2:0 in Mainz.

Artikel vom 24.10.2005