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»Igel in natürlicher Umgebung lassen«

Tierschutzverein rät von frühzeitigem Einsammeln der Stacheltiere dringend ab

Löhne (LZ). Herbstzeit ist Igelzeit. Zumindest für den Herforder Tierschutz-Verein, der auch das Tierheim in Bünde-Ahle unterhält. Bereits jetzt werden von wohlmeinenden Tierfreunden Igel zur Überwinterung in das Tierheim gebracht. Vielen der Stacheltiere wäre aber besser geholfen, wenn sie in ihrer natürlichen Umgebung geblieben wären, denn dort hätten sie sich noch bis zum ersten Frost die notwendigen Fettpolster anfressen können.

»Jeden Tag wollen uns Tierfreunde irgendwelche Igel vorbeibringen«, berichtet Ursula Kersten, Mitarbeiterin des Tierheims. »Dabei nehmen wir Igel im Tierheim gar nicht auf. Wir haben hier keine geeignete Igelstation.« Deshalb bitten die Tierschützer in diesem Zusammenhang dringend: »Sammeln Sie nicht jetzt schon jeden Igel auf, den Sie im Garten oder beim Spaziergang finden.« Wesentlich sinnvoller sei es, den Tieren durch rechtzeitige Zufütterung im Freien zu helfen. Auch ein noch kleiner Igel könne bei richtiger und zugleich regelmäßiger Fütterung pro Tag zehn bis 15 Gramm an Gewicht zunehmen und so sein notwendiges Überwinterungsgewicht bis etwa Ende November - je nach Witterung - noch gut erreichen.
Besonders Gartenbesitzer können den Stacheltieren helfen. Durch eine Futterstelle, die vor Regen, aber auch vor anderen Tieren, wie Katzen oder Elstern, geschützt sein muss. Hierfür eignen sich eine umgedrehte Obstkiste, auf die eine Plastikplane oder Dachpappe genagelt wird oder vier umgedrehte Blumentöpfe mit einem viereckigen, stabilen Holzbrett bedeckt. Spezielle Futterhäuser für Igel werden auch im Fachhandel angeboten.
Gefüttert werden sollte stets abends zum gleichen Zeitpunkt, denn Igel haben eine innere Uhr und seien zudem sehr pünktliche Zeitgenossen. Als Nahrung für den stacheligen Gartenbewohner eignen sich Katzen- und Hunde-Dosenfutter, Rühreier oder hartgekochte Eier, jeweils vermischt mit Igeltrockenfutter oder Futterhaferflocken.
Die Tierschützer warnen: »Auf keinen Fall dem Igel Milch anbieten, die für ihn tödlich sein kann.« Ein standfestes Schälchen mit Wasser sei wichtig und absolute Sauberkeit der Futterstelle und der Gefäße sei oberstes Gebot. Laub-, Stein- und Reisighaufen sowie locker gestapelte Holzstapel werden von Igeln gerne als Unterschlupf und Winterquartier angenommen. Besonders bewährt hat sich auch eine ganz simple Methode: Man lehnt ein etwa ein Meter langes Brett schräg gegen die Haus- oder Garagenwand. Das so entstandene Dreieck wird mit Stroh oder trockenem Laub ausgestopft - und schon entsteht ein kuscheliges Igel-Bett. Gärten, die eine solche Möglichkeit anbieten, sind bei den Stacheltieren beliebt.
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz zählt der Igel zu den besonders geschützten Arten. Es ist deshalb verboten, gesunde Tiere aus der Natur zu entnehmen oder im Haus zu halten. Nur hilfsbedürftige Tiere dürfen in menschliche Obhut genommen werden. Das trifft zu auf verwaiste Igelsäuglinge, verletzte und kranke Tiere und auf Igel, die bei Frosteinbruch noch kleiner sind als 600 Gramm. Dies entspricht etwa einer Handlänge. Igeljunge, die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden, noch geschlossene Augen und Ohren haben und sich womöglich kühl anfühlen, sind von der Mutter verlassen worden. Im Zweifelsfall sollte man Nest und Umgebung einige StundenÊ lang beobachten.
Aber auch verletzte Igel können Hilfe benötigen. Oft deuten schon Fundort und -umstände auf Verletzungen hin. Tiere, die vermutlich tagelang in Gruben oder Lichtschächten ohne Wasser und Futter gefangen waren, brauchen ebenfalls Hilfe. Kranke Igel erkennt man meist daran, dass sie tagsüber Futter suchen, herumlaufen, -torkeln oder -liegen. Ihre Augen stehen nicht halbkugelig hervor, sie sind eingefallen und schlitzförmig. Aber auch Igel, die nach dem Wintereinbruch, bei Dauerfrost oder bei Schnee herumlaufen, benötigen die Hilfe von Tierfreunden.
Nähere Informationen gibt es auch im Internet unter.
www.pro-igel.de
www.tierschutzverein-herford.de

Artikel vom 25.10.2005