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Handwerk aus
der Talsohle

Stellenabbau geht dennoch weiter

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Mit dem Handwerk in Ostwestfalen-Lippe geht es aufwärts. »Wir sind offenbar in den meisten Branchen auf dem Weg aus der tiefen Talsohle der vergangenen Jahre«, sagte gestern Hans Schmitz in Bielefeld.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Wolfgang Borgert. Foto: Pierel

Der Vizepräsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld fasste die Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage zusammen. Die Kammer hatte 1800 der gut 20 000 Betriebe Ende August um Informationen zur Geschäftssituation und um einen Blick in die Zukunft gebeten. 645 Unternehmer antworteten, und das so positiv wie lange nicht mehr. Der Geschäftsklimaindex, der die aktuelle Lage und die Erwartungen fürs nächste Halbjahr zusammenfasst, stieg auf 74,4 Punkte - der höchste Wert seit fünf Jahren.
Mut macht zudem der reine Vergleich der positiven (»Geschäftslage ist gut«) und der negativen (»Geschäftslage ist schlecht«) Aussagen. Hatten die schlechten Meldungen mit minus 42 im Frühjahr 2003 einen Höchststand erreicht, schmolz die Negativbilanz im Herbst 2005 bis auf minus 8. »Das Geschäftsklima hat sich nach dem extremen Einbruch vor zwei Jahren wieder spürbar stabilisiert«, stellte Hans Schmitz fest. Mehr als die Hälfte der Unternehmer (58 Prozent) hätten von einer zufriedenstellenden und nur noch 29 Prozent von einer schlechten Geschäftslage berichtet.
Besonders optimistisch gestimmt sind nach den Worten des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers Wolfgang Borgert Handwerksbetriebe für den Gewerblichen Bedarf (Elektromaschinenbauer, Gebäudereiniger, Landmaschinenmechaniker), das Nahrungsmittelgewerbe (Bäcker, Konditoren, Fleischer) und das Ausbaugewerbe (Heizungsbauer, Maler und Lackierer, Tischler). Heizungsbauer profitierten vom Trend zum Energiesparen, Bäcker hätten höhere Preise durchgesetzt und damit die Bilanz verbessert, erläuterte Borgert.
Der Aufwärtstrend hat den Personalabbau bislang nicht gedämpft. Im Gegenteil: Für 2005 erwartet das deutsche Handwerk einen neuerlichen Stellenrückgang in der Größenordnung von zwei Prozent. Seit Mitte der 1990er Jahre gingen in Ostwestfalen-Lippe 50 000 Arbeitsplätze im Handwerk verloren. Von Januar bis Oktober reduzierte sich die Zahl der Beschäftigten abermals um vier Prozent und beträgt aktuell 130 000. Die Ich-AG mit ihren niedrigen Stundensätzen seien zu einer ernsten Konkurrenz geworden, beklagte Hans Schmitz. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 18.10.2005