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E.ON und RWE
am Pranger

Gegen Strompreis-Erhöhungen

Hamburg (dpa). Auf den deutschen Energiemärkten rufen die steigenden Preise wachsenden Widerstand hervor. Verbraucherschützer nannten geplante Strompreiserhöhungen gestern ungerechtfertigt. In mehreren Städten sorgen die hohen Gaspreise für Wirbel.

In Nordrhein-Westfalen wollen Verbraucherschützer künftig mehr Transparenz bei den Gaspreisen schaffen. Gemeinsam mit 20 Stadtwerken soll dazu die Zusammensetzung der Gaspreise durchleuchtet werden. Angesichts hoher Öl- und Gaspreise erlebt auch Holz zunehmend eine Renaissance. An den Tankstellen mussten Autofahrer im September so viel wie nie zuvor für Benzin bezahlen.
Die beiden größten deutschen Energiekonzerne RWE und E.ON haben zum 1. Januar 2006 höhere Tarife beantragt, die nach Medienberichten den Strom fünf bis sechs Prozent teurer machen werden. Die Unternehmen selbst äußerten sich nicht zum Ausmaß der beantragten Erhöhung, die sie mit gestiegenen Bezugskosten, Großhandelspreisen und Belastungen aus der Ökostrom-Einspeisung begründeten. Betroffen sind bei den beiden Unternehmen mehr als 17 Millionen Kunden.
»Ich habe den Eindruck, dass die Energiekonzerne das gegenwärtige politische Vakuum ausnutzen«, sagte der Verbraucherzentrale-Bundesverband-Sprecher Carel Mohn. Deshalb sollten die Verhandlungspartner der Koalitionsgespräche die Energiepreise schon jetzt zum Thema machen: »Es gibt keine andere Branche, die so überdurchschnittliche Gewinne so kontinuierlich einfährt.«
Erneuerbare Energien sind nach Ansicht des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) nicht verantwortlich für die geplanten Preiserhöhungen. »Die Konzerne wollen damit offensichtlich von ihren satten Unternehmensgewinnen ablenken«, erklärte BEE-Geschäftsführer Milan Nitzschke.
Der Bund der Energieverbraucher verlangt, dass RWE und E.ON »nicht gerechtfertigte« Strompreiserhöhungen begründen. Der Vorsitzende der Organisation, Aribert Peters, sagte, »die Erhöhung der Preise an der Strombörse wird von uns nicht als Begründung akzeptiert«. Schon frühere Preiserhöhungen seien vor dem Hintergrund der Konzerngewinne nicht gerechtfertigt gewesen.
Die Energiekonzerne Vattenfall Europe und Energie Baden-Württemberg (EnBW), wollen derzeit nichts an den Preisen ändern. Der Mannheimer Energieversorger MVV beobachtet die Entwicklung. »Wir können eine Erhöhung nicht ausschließen, haben konkret aber keine geplant«, sagte eine Sprecherin. Auch die Oldenburger EWE will »in absehbarer Zeit« nichts am Preis ändern.
Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bat die zuständigen Landesminister, die angekündigten Erhöhungen genau prüfen zu lassen. »Hessen wird die beantragten Strompreissteigerungen äußerst kritisch unter die Lupe nehmen«, kündigte Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel an.

Artikel vom 05.10.2005