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Praxen geht der Impfstoff aus

Bielefelder wollen Grippe vorbeugen - Krankenkasse zahlt nicht immer

Von Gerhard Hülsegge
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Grippe ist die Infektionskrankheit, an der in Deutschland die meisten Menschen sterben. Kein Wunder, dass sich zurzeit wieder viele Bürger durch die Impfung vor der gefürchteten »Influenza« schützen wollen. In Bielefeld wird der Impfstoff bereits knapp.

»Offensichtlich herrscht ein großer Andrang in den Praxen. Die Hersteller haben deshalb für Mitte Oktober Nachlieferungen angekündigt«, so Andreas Daniel, Sprecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe, gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Gedränge nicht nur bei Dr. Felix Mayser, dem stellvertretenden Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Bielefeld. »Bei uns ist es sehr voll«, erfahren die Patienten am Telefon. Wegen »Lieferschwierigkeiten« hat Dr. Ursula Mielke, Fachärztin für Allgemeinmedizin an der Jöllenbecker Straße, mit der Grippe-Impfung noch gar nicht begonnen.
Indes: Der Winter naht - und damit auch die Gefahr, sich bei niesenden oder hustenden Zeitgenossen per so genannter »Tröpfcheninfektion« anzustecken, so dass der Virus die Schleimhaut der Atemwege schädigt und ihre Abwehrkraft mindert. Lungen- oder Herzmuskelentzündungen können die Folge sein.
Mit der Grippe-Impfung wird dem Menschen vom 6. Lebensmonat an ein Totimpfstoff gespritzt, bestehend aus Influenza-Viren, die die Krankheit nicht mehr auslösen können. Der Körper bildet dagegen Antikörper, die ungefähr nach 14 Tagen schützend wirken. Abgeschlagenheit, Magen-Darm-Beschwerden und Fieber können als Nebenwirkungen auftreten. »Deshalb ist es allemal sinnvoll, vorher mit dem Arzt zu sprechen«, betont Andreas Daniel. Dass jedes Jahr neu geimpft werden muss, hat ebenfalls seinen Grund. »Es gibt immer wieder andere Erreger-Stämme, denen man vorbeugen möchte«.
20 bis 25 Euro kostet die Grippe-Impfung. Und ist zumindest von Kassenpatienten neben den zehn Euro Praxisgebühr aus eigener Tasche zu entrichten. »Vater Staat« zahlt (nicht erst seit der Gesundheitsreform und Hartz IV) nur für Personen, die von der ständigen Impfkommission am Berliner Robert-Koch-Institut als besonders gefährdet gelten. Als da wären: über 60-Jährige, chronisch Kranke - und Menschen, die sich oder andere auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit (Lehrer, Busfahrer, Kaufhauspersonal, medizinisches Personal) zum Beispiel durch viel Publikumsverkehr anstecken könnten.
Wie auch der Kfz.-Schlosser im ersten Berufsjahr kostenlos an die »Impfe« kommt? Ganz einfach: Er überredet seinen Chef, die ganze Belegschaft »en bloc« zum Arzt zu schicken. Hartmut Baumgärtner von der Innungskrankenkasse (IKK) bestätigt eine »rege Nachfrage von Firmenkunden«. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer beschäftige der Präventiv(Vorbeuge-)Gedanke mehr und mehr. Den einen, weil er den Krankenstand möglichst niedrig halten möchte. Die anderen, weil sie ihren Arbeitsplatz in wirtschaftlich schwieriger Zeit nicht unnötig gefährden wollen.
Übrigens: Vor der asiatischen Vogelgrippe schützt (mangels Serum) die jetzt angesagte Grippe-Impfung nicht. Selbst Erkältungen werden durch eine Vielzahl anderer Viren ausgelöst.

Artikel vom 05.10.2005