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Der Ton wird schärfer

Arminia: Pokerspiel um Kaufs Vertrags-Verlängerung

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Als Erstligaspieler hat Geschäftsführer Reinhard Saftig den seit Juli verletzten Rüdiger Kauf in Bielefeld noch nicht kennen gelernt. Dass der 30 Jahre alte Fußballprofi des Bundesligisten Arminia ein unbequemer und unerbittlicher Kontrahent sein kann, wird ihm in diesen Tagen bewusst.

Noch ist der Arminia-Geschäftsführer bei den Gesprächen über eine Verlängerung des 2006 auslaufenden Vertrages nicht zum Ziel gekommen -Êweil die Gegenseite auf Zeit spielt und kräftig pokert. »Wir konnten uns nicht einigen. Wir warten ab«, erklärte Kaufs Berater Rainer Störk nach der jüngsten Verhandlungsrunde.
Das lässt Saftig jedoch am ernsthaften Willen einer Einigung zweifeln, zumal das DSC-Angebot ein »sehr gutes« sei. Dass es dabei nicht um Kleingeld, sondern wie Finanzchef Roland Kentsch unlängst kolportiert hatte, um eine Verdoppelung des bisherigen Salärs gehe, korrigierte Saftig nur um Nuancen: »Es ist nicht das Doppelte, aber nicht weit davon entfernt.« Trotzdem sei der Verein bis an seine Grenzen gegangen. Jetzt wartet Saftig auf ein Zeichen des Spielers, beziehungsweise dessen Beraters: »Er ist am Zug.«
Rüdiger Kauf, der nach seinem Kreuzbandriss vor Saisonbeginn in der nächsten Woche ein leichtes Lauftraining aufnehmen wird und frühestens mit Beginn der Rückrunde wieder spielen kann, wollte gestern kein weiteres Öl ins Feuer gießen. »Ich will hier kein Aufsehen. Deshalb möchte ich nichts dazu sagen, weil es der Mannschaft in der jetzigen Situation nicht gut tun würde. Es geht hier um Punkte und nicht um Verträge«, sagte der Profi, der seit 2001 für Arminia spielt.
Aber natürlich geht es doch darum. Läuft Kaufs Vertrag 2006 aus, könnte er im Sommer ablösefrei wechseln. Das weiß er, das wissen alle andern und vor auch jene Funktionäre, die den Schwaben in Bielefeld schätzen gelernt haben: Heribert Bruchhagen, der Manager, der Kauf einst zur Arminia holte, und Uwe Rapolder, der Trainer, mit dem im Vorjahr der Klassenerhalt perfekt gemacht wurde. So ist es kein Wunder, dass beide sich inzwischen für ihre derzeitigen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt und 1. FC Köln in das lange Wettrennen um den Dauerläufer im DSC-Mittelfeld eingeschaltet haben.
Den Ostwestfalen bleibt damit nur die Defensive und die Sorge, dass es am Ende doch wieder so läuft, wie es immer gelaufen ist -Êwie bei Delron Buckley, Patrick Owomoyela oder in den Jahren zuvor bei Artur Wichniarek. Wenn die Konkurrenz mit den Geldscheinen wedelte, konnte Arminia nicht mehr mithalten.
Und so lässt der Gang der Dinge wenig Gutes erwarten -Êwie auch der gereizte Ton der Verhandelnden: Saftig verweist auf Buckleys Erfahrungen in Dortmund: »Der Spieler muss wissen, was er an einem Verein hat.« Kauf setzt dagegen: »Wenn er ein Problem hat, soll er sich melden. Er kann mich jederzeit anrufen.« Und so ist das, was in den vergangenen Jahren undenkbar schien, nicht mehr völlig ausgeschlossen: Arminia Bielefeld ohne Rüdiger Kauf.

Artikel vom 05.10.2005