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Bedeutendste Wirtin in
der Zeit des Aufschwungs

Thea Mensendiek im Alter von 98 Jahren verstorben

Bielefeld (jr). Im Alter von 98 Jahren ist Thea Mensendiek am Montag unerwartet gestorben. Sie hätte am 31. Dezember 99. Geburtstag feiern können. Vor allem in den 50er und 60er Jahren galt sie als bedeutendste Bielefelder Gastronomin.

In dieser Zeit des deutschen Wirtschaftswunders kam in der heimischen Gastronomie niemand am Namen Mensendiek vorbei. Der Name hat Maßstäbe gesetzt. Obwohl die Ära in Bielefeld weitgehend zu Ende gegangen ist, erinnern sich alteingesessene Bürger gerne an Lokale wie »Enge Weste« oder »Theas gute Stube«, jahrzehntelang führende Restaurants im Herzen der Stadt. In den 50er und 60er Jahren waren die »Vereinigten Gaststättenbetriebe rund um den Jahnplatz« Bielefelds größtes Gastronomiecenter. Die Betriebe fassten in der Blütezeit mehr als 700 Plätze, und etwa 150 Mitarbeiter waren fest angestellt.
Thea Mensendiek, die in ihrem Wirteberuf voll aufging, war damals die »Seele des Geschäftes«. »Bis zu 16 Stunden habe ich täglich gearbeitet«, verriet die sympathische und stets humorvolle Bielefelderin später im wohl verdienten Ruhestand. »Morgens um 9 Uhr ging es los, und gedauert hat die Arbeit meistens bis spät in die Nacht. Das Wörtchen Service wurde noch groß geschrieben.«
Zum Glück ist die gebürtige Münsteranerin für ihren engagierten Einsatz belohnt worden, indem sie ihren Ruhestand vollauf genießen konnte. Als sich Thea Mensendiek entschloss, 1995 ins neu eröffnete Altenwohnstift »Caroline Oetker Stift« einzuziehen, kam der Direktor des Hauses, Jürgen Rottschäfer, aus dem Staunen nicht heraus. Die unglaublich rüstige und weltoffene Dame mit dem Schwung einer 66-Jährigen bot ihm auf Anhieb ihre Hilfe an. Etwa, interessierte Besucher beim Rundgang durch das moderne Haus von den Vorzügen der Einrichtung zu informieren.
Thea Mensendiek hat sich auch im hohen Alter noch gern in gesellschaftlichen Kreisen bewegt. Sie liebte gute Gespräche im Freundeskreis und legte stets Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Und Ruhe fand sie in ihrem schönen Appartement - mit unverbautem Blick auf die Sparrenburg. Die Verstorbene hinterlässt zwei Kinder, vier Enkel und acht Urenkel.

Artikel vom 05.10.2005