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Verlag täuschte Kunden

Bertelsmann-Firma muss 22 000 Euro zurückzahlen

Von Jens Heinze
Bielefeld/Gütersloh (WB). Teuer gekauft, bitter enttäuscht - die 6. Zivilkammer des Landgerichtes Bielefeld hat zwei wichtige Verbraucherschutzurteile gefällt.

Die Gütersloher Firma Inmedia One (ehemals Bertelsmann Lexikothek) muss zwei Kunden 22 000 Euro zurück zahlen. Grund: Versprechen, Bücher seien hervorragende Wertanlagen, waren falsch. Im gestern ausgeurteilten Fall hatte ein Ehepaar aus Eppelheim (bei Mannheim) gegen das Gütersloher Unternehmen geklagt. Am 14. März 2003 waren Kaufverträge über zwei Bücher zu Preisen von 4995 Euro beziehungsweise 3998 Euro abgeschlossen worden. »Meine Mandanten dachten, sie hätten einen Buchschatz mit steigendem Wert erstanden«, sagte der Bielefelder Rechtsanwalt Wolfgang Schneider. Dem war, wie die Käufer feststellten, aber nicht so.
Das »Buch der Drolerien« mit alten Stichen der Schöpfungsgeschichte fand sich im Internet schon für 1500 Euro. Gutachter Prof. Bernd Jürgen Matt von der Industrie- und Handelskammer Stuttgart befand, dass dieser Betrag dem Wert des Werkes entspricht. Inmedia One hatte es für 4995 Euro verkauft.
Zu einem etwas anderem Ergebnis kam der Gutachter beim zweiten Buch, das das Ehepaar gekauft hatte. Die Prachtausgabe des Alexanderromans, in dem die Geschichte des gleichnamigen makedomischen Königs erzählt wird, war zwar nicht die bezahlten 3998, aber immerhin etwa 3500 Euro wert. Damit war der Fall für das Landgericht klar: Die Kaufverträge über beide Bücher sind sittenwidrig und damit null und nichtig. Das Ehepaar erhält sein Geld zurück.
Genauso verhält es sich in einem zweiten Fall einer Klägerin aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke). Das Oberlandesgericht Hamm hat jetzt ein Urteil des Landgerichtes Bielefeld bestätigt, wonach der Frau knapp 12 800 Euro zustehen. Auch hier hatte sich das Versprechen, eine im Sommer 2001 für 25 000 Mark gekaufte 24-bändige Brockhaus-Enzyklopädie sei eine prächtige Wertanlage, als falsch erwiesen. Die Richter sprachen sogar von arglistiger Täuschung der Käuferin - der war nämlich im Juni 2001 gesagt worden, ihr werde eines der letzten Werke der von André Heller in limitierter Auflage gestalteten Enzyklopädie angeboten. Die Buchreihe war aber erst Anfang des Jahres 2004 ausverkauft.

Artikel vom 30.09.2005