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Erektionsstörungen
Schweigen
ist keine
Lösung


Von Daniela Rahn
Es ist die natürlichste Sache der Welt - und doch spricht man in der Öffentlichkeit kaum darüber. Und wenn, dann bestenfalls hinter vorgehaltener Hand. Vielleicht liegt es daran, dass Sexualität nicht nur die natürlichste, sondern zugleich auch die privateste Sache der Welt ist. Und schließlich: Wen geht es schon etwas an, was hinter der eigenen Schlafzimmertür vor sich geht? Das ist sicher richtig. Zumindest so lange, wie alles »im grünen Bereich« ist.
Wenn wir von einer harmonischen Partnerschaft sprechen, meinen die meisten von uns außer Liebe und gegenseitigem Vertrauen auch ein erfülltes Sexualleben. Die Zeiten, in denen mit der Vollendung des 60. Lebensjahres der Sex zum »Schnee von gestern« wird, sind längst vorbei. Bis ins hohe Alter wünschen sich Männer wie Frauen auch die körperliche Liebe. Deshalb ist es nur allzu verständlich, dass für viele Männer zunächst eine Welt zusammenbricht, wenn sie -Ê aus welchen Gründen auch immer -Ê plötzlich nicht mehr »funktionieren« können. Erektionsstörung heißt das vermeintlich böse Wort, mit dem sich so mancher Mann von heute auf morgen konfrontiert sieht und zugleich zum Versager abgestempelt fühlt.
Glaubt man der Statistik, leidet jeder dritte Europäer zumindest gelegentlich an sogenannter »erektiler Dysfunktion«, bei den über 60-jährigen Männern sogar jeder Zweite. Die Ursachen sind vielfältig. Stress ist eine der »Lustbremsen«, bei weitem aber nicht so häufig wie organische Gründe, die für die meisten Erektionsstörungen verantwortlich sind.
Die positive Nachricht: Inzwischen gibt es gute Möglichkeiten der Behandlung. Dazu jedoch ist es notwendig, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit man zunächst den Ursachen auf den Grund gehen und anschließend gezielt behandeln kann.
Sich aus Scham von der Partnerin zurückzuziehen und das Thema totzuschweigen, kann schwerwiegende Folgen haben. Es verlängert zum einen unnötig das Leid, zum anderen gefährdet es eine Beziehung, wenn Misstrauen sich breit macht. Die daraus resultierenden Spannungen üben zusätzlich seelischen Druck aus und bringen die männliche Liebesfähigkeit erst recht zum Erliegen.
Der einzige Weg aus der Krise ist Offenheit. Zunächst in der Partnerschaft und schließlich auch gegenüber einem Arzt des Vertrauens. Mut machen will hier die bundesweite Beratungswoche »Zeit zu zweit«. Sie findet vom 10. bis 14. Oktober statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto »Erektionsstörungen. Was tun?«. Hier bekommen Betroffene Gelegenheit, auf unterschiedliche Weise mit Medizinern in Kontakt zu treten und Rat einzuholen - auch anonym. Die Hand ist ausgestreckt. Mann muss nur noch nach ihr greifen.

Artikel vom 07.10.2005