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In 30 Jahren eine schwarze Null

Kommunen der Marburg GmbH halten am interregionalen Gewerbegebiet fest

Kreis Gütersloh (rec). Trotz verheerender Ertragsaussichten hält die Marburg GmbH an der Erschließung des interregionalen Gewerbegebietes fest. In einem neuen Vertrag nimmt der Kreis den beteiligten Kommunen einen großen Teil des Risikos ab. »Wenn wir in 30 Jahren mit einer schwarzen Null herauskommen, wäre das ein sensationeller Erfolg«, stellte Rheda-Wiedenbrücks Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe gestern vor der Presse fest.

Dem neuen Vertrag zufolge bleibt es beim vollen Kaufpreis von 9,5 Millionen Euro. Allerdings müssen die drei an der Marburg GmbH beteiligten Kommunen den nicht sofort voll bezahlen. Statt dessen überweisen sie dem Kreis erst einmal nur 2,8 Millionen Euro - das entspricht dem Preis einer landwirtschaftlich genutzten Fläche. Sollten sich Investoren finden und die Fläche gewerblich genutzt werden, müssen die Kommunen den Rest nachzahlen.
Inzwischen müssen sie das Areal allerdings erschließen, also Straßen und Kanäle bauen. Das würde dem Herbstreit-Gutachten zufolge rund 23,5 Millionen Euro kosten. Doch so teuer soll es erst einmal nicht werden. Die innere Erschließung des 111 Hektar großen Areals (1,1 Millionen Quadratmeter) will die GmbH erst in Angriff nehmen, wenn es konkrete Angebote ansiedlungswilliger Unternehmen gibt. Der Kreis versüßt den Kommunen diese Vorleistung mit weiteren Zugeständnissen. Er will die Hälfte des geplanten Autobahnanschlusses bezahlen und auf Zinserträge verzichten - alles in allem 2,3 Millionen Euro.
Ansonsten bleibt alles beim alten. 55 Euro will die GmbH pro Quadratmeter erzielen. »Damit bewegen wir uns im oberen Preissegment. Doch die Unternehmen schauen nicht in erster Linie auf den Grundstückspreis, sondern auf Standort und Anbindung. Und da bieten wir ihnen künftig eine 1-A-Lage«, sagte Oeldes Bürgermeister Helmut Predeick, der Aufsichtsratsvorsitzende der Marburg GmbH.
Landrat Sven-Georg Adenauer ist glücklich, endlich wieder ruhig schlafen zu können: »Mit dieser Vertragsanpassung werden wir den veränderten Rahmenbedingungen gerecht. Dieser Vertrag dient der Wirtschaftsentwicklung, dem Vorankommen des gesamten Kreises Gütersloh.« Jürgen Lohmann, Bürgermeister von Herzebrock-Clarholz, pflichtete bei: »Solch eine Erschließung könnte eine kleine Gemeinde gar nicht mehr alleine finanzieren. Es ist unsere einzige Chance, Flächen vorzuhalten, sobald die Nachfrage wieder anzieht.« Den Amtskollegen Bernd Jostkleigrewe schrecken die ziemlich langfristigen Erfolgsaussichten nicht ab: »Wenn wir nach 30 Jahren mit einer schwarzen Null herauskommen, dann stehen auf der Marburg Betriebe, die Umsätze schaffen, Menschen beschäftigen und für einen weiteren Aufschwung der Region sorgen werden. Dann haben wir erreicht, was wir wollen.«
Landrat Adenauer ist sicher, für diesen Vertrag eine Mehrheit im Kreistag zu bekommen. Mit Widerstand der Bürgermeister im Kreis rechne er nicht.

Artikel vom 28.09.2005