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Platte Fahrradreifen? Die Kunden, die das seit 100 Jahren bewährte Spezial-Gel von Wolfgang Ross erstehen, sollen damit nie wieder Last haben.

Wo Dreck und
Flecken keine
Chance haben

Krammarkt als Besuchermagnet

Von Hanne Reimer (Text und Fotos)
Büren (WV). Wer's noch nicht hat, der braucht es: Das »Blaue Wunder«, ein Tuch, das mit so ziemlich jedem Fleck fertig wird; die Politur, die das Auto nicht nur säubert, sondern neuem Dreck auch nicht den Hauch einer Chance lässt; die glitzernde Hülle fürs Handy und die gruselige Kürbis-Fratze: Alles das und noch viel mehr war zu haben auf dem Krammarkt.

Am letzten Tag des Oktobermarktes zog der Reigen der bewährten Haushaltshelfer und sensationellen Weltneuheiten gestern wieder Scharen von Besuchern an. Und die kamen nicht nur zum Schauen, Bummeln und um Freunde zu treffen, sondern auch um Dinge zu erstehen, die es so eben nur auf dem Krammarkt gibt: eine neue Schneide für den Gemüsehobel, die ganz bestimmten Socken aus Schafwolle oder auch das Putzmittelkonzentrat, auf das die erfahrene Hausfrau jeden Eid schwört. »Wir haben viele Stammkunden«, erzählt zum Beispiel Gisela Saborowski, die aus Witten angereist ist und neben Bürsten in allen nur denkbaren Größen und Variationen auch die beliebte Pferdesalbe anbietet. Die tut nicht nur den Vierbeinern gut, sondern soll auch beim Menschen Schmerzen in den Gelenken lindern - schön frisch und sehr wirkungsvoll riecht sie immerhin.
Ein Gel, mit dem platte Fahrradreifen ein- für allemal der Vergangenheit angehören sollen, bot Wolfgang Ross an, der aus Friesland nach Büren gekommen war und damit wohl eine der weitesten Anreisen hatte. »Diese Erfindung gibt es schon seit 1903«, weiß er. Viele Jahre lang sei sie allerdings dem Militär vorbehalten gewesen. Durch das Ventil wird das giftgrüne Gel, das Ross auch schon in verschiedenen Shopping-Sendern im Fernsehen vorgestellt hat, in den Reifen gespritzt und verschließt dann bis zu zehn Jahre lang alle Löcher ganz automatisch.
Weniger praktisch als vielmehr dekorativ präsentierte sich eine unendliche Fülle an Kränzen und Gestecken, Decken und Kissen und sogar Weihnachtliches war schon dabei. Wer für die kalte Jahreszeit vorsorgen wollte, schlug bei dicken Socken zu, und wer lieber selbst zu den Stricknadeln greift, fand natürlich auch Wolle - von dezent bis knallig geringelt. Denn auf dem Krammarkt gibt es eben nichts, was es nicht gibt.

Artikel vom 28.09.2005