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»Ziel ist eine integrative Gesellschaft«

Erste Klassengemeinschaft mit behinderten Kindern an der Erich-Kästner-Gesamtschule

Bünde (jp). Mit Beginn des neuen Schuljahres wurde an der Erich-Kästner-Gesamtschule in der Stadt Bünde eine neue integrative Klasse eingeführt, in der lern- und körperbehinderte Schülerinnen und Schüler zusammen mit anderen lernen. Bei einem Hospitationsbesuch am Dienstagmorgen überzeugten sich Bündes Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse und Siegfried Lieske von der Bezirksregierung in Detmold von der Effektivität der neuen Klassengemeinschaft.

Neben einem integrativen Kindergarten und der integrativen Grundschule in Dünne-Dorf fügt sich der neue Klassenzug in der Erich-Kästner-Gesamtschule optimal in das Schulkonzept der Zigarrenstadt ein. So sollen behinderte Kinder in Zukunft die Möglichkeit haben, während ihrer gesamten Schullaufbahn im Kontakt mit anderen Kindern intensiv zu lernen.
»Die Umstellung zu einer integrativen Klassengemeinschaft hat ohne Zweifel viele positive Aspekte, sowohl für behinderte als auch für nichtbehinderte Kinder«, erklärte Sonderpädagoge Hans-Joachim Winter, für den eigens zur Betreuung der neuen Klassengemeinschaft eine zusätzliche Stelle an der Gesamtschule eingerichtet wurde. Auch eine zweite sozialpädagogische Stelle wurde geschaffen, um eine optimale Betreuung der behinderten Kinder zu gewährleisten.
Schon lange sieht der Lehrplan der Schule nicht einfach nur Frontalunterricht vor, sondern fordert Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeiten und Lernwerkstätten. Das ist auch in der Klasse 5 g nicht anders. Beim Unterrichtsbesuch fiel es wohl allen Beteiligten schwer, den Unterschied zwischen lernbehinderten und nichtbehinderten Schülern auszumachen.
Unterstützt von den beiden Klassenlehrern Antje Stuke und Uli Ehlers erarbeiteten sich die fünf behinderten Kinder Seite an Seite mit ihren 19 Mitschülern neue Erkenntnisse - genau wie in jeder anderen Klassengemeinschaft der Schule. Die behinderten Kinder haben so eine Alternative zu einer reinen Sonderschulform - die von der Stadt Bünde ebenfalls unterstützt wird - und die Möglichkeit, durch den direkten Kontakt zu andern Schülern ihre Leistungen entscheidend zu verbessern.
Trotzdem gibt es einige Unterschiede: Während regulärer Unterricht nur von einer Lehrkraft geleitet wird, werden alle Fächer der integrativen Klasse von zwei Lehrkräften betreut. Außerdem werden von den lernbehinderten Kindern nicht die gleichen Leistungen gefordert. So wurde vor Beginn des Schuljahres ein sonderpädagogischer Lehrplan mit individuellen Lernzielen für jedes der fünf Kinder entworfen, nach dem unterrichtet wird.
Integrationshelfer unterstützen die behinderten Schülerinnen und Schüler zusätzlich. Sowohl Siegfried Lieske als auch Bürgermeisterin Anett-Kleine-Döpke-Güse sind davon überzeugt, dass sich das Konzept der integrativen Schule durchsetzen kann. Beide hoffen, auch bei zukünftigen Besuchen in der Erich-Kästner-Gesamtschule Fortschritte bei Schülerinnen und Schülern beobachten zu können. »Eine Schule, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen lernen, ist ein großer Schritt hin zu einer gesamtintegrativen Gesellschaft«, stimmten sie überein.

Artikel vom 28.09.2005