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Talentshow fordert Nachwuchssängerin

Vanessa Heyen gehört zu den 120 besten Bewerbern für »Deutschland sucht den Superstar«

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Wenn im November beim Fernsehsender RTL die dritte Staffel der Erfolgsserie »Deutschland sucht den Superstar« (DSDS) startet, ist möglicherweise eine junge Sennestädterin dabei: Vanessa Heyen, gerade mal 16 Jahre junge Nachwuchssängerin, hatte sich im Juni ohne allzu große Hoffnungen bei der Talentshow mit Jury-Star Dieter Bohlen beworben.

Jetzt findet sie sich überraschend unter den besten 120 Bewerbern aus ganz Deutschland wieder. Am 3. Oktober fährt sie zu einer weiteren Ausscheidung für drei Tage nach Berlin. Ist das der Beginn einer großen Karriere?
Vanessa Heyen geht bislang brav zum Rudolf-Rempel-Berufskolleg in Brackwede, um ihr Fach-Abitur zu machen, um später vielleicht Event-Managerin zu werden. »Aber das Singen ist schon immer mein Leben gewesen«, erzählt sie. »Ohne Stimmbänder hätte ich keine Lust mehr darauf.« Ihre gesanglichen Vorbilder sind Whitney Houston und Mariah Carey. Als Kind war sie ein Fan der Kelly-Family. Und jetzt greift sie selbst zu den Sternen des Showgeschäfts.
Von den mehr als 20 000 showbegeisterten Männern und Frauen, die bundesweit ihre Bewerbungen zu RTL schickten, wurde nicht weniger als 14 072 zu kurzen Gesangsproben in verschiedene Großstädte eingeladen, das heißt heute: »gecasted«. Mit extremem Lampenfieber und der Startnummer 10 395 überstand Vanessa die zwei ersten »Castings«, zu denen sie nach Mannheim eingeladen worden war. Sie sang die beiden Welthits »Killing me softly« von den Fugees und »Where the broken hearts go« von Whitney Houston. Als Zugabe wollte die Jury mit Dieter Bohlen die Ballade »Think twice« von Celine Dion hören. »Vier Stunden musste ich auf meinen kleinen Auftritt warten«, erzählt Vanessa. »Es war wie das Bangen vor einem schlimmen Arzttermin. Ich hatte Panik und Angst, als ich all die anderen verzweifelten oder superglücklichen Bewerber sah, die vor mir dran waren.« Weinend und zittern habe sie sich an ihren Freund Yücel Dadas (19) geklammert, und der hielt sie ganz fest. »Dann bin ich reingegangen - noch mit Tränen im Gesicht.«
Die Selbstzweifel waren scheinbar unbegründet, denn die Jury zeigte sich begeistert von ihrer Darbietung: »Du bist ein hübsches Mädchen, Du hast eine tolle Stimme, und Du hast mein "Ja"«, sagte Dieter Bohlen. Die beiden anderen Jury-Mitglieder Heinz Henn und Silvia Kollek schlossen sich seiner Meinung an. Damit war sie durch. Und auch Marco Schreyl, der Moderator der kommenden Showstaffel, beglückwünschte sie.
In Berlin werden die Karten jetzt neu verteilt. Da trifft Vanessa auf die Besten aus ganz Deutschland. Wer diese Runde übersteht hat Fernsehauftritte sicher. Dann entscheidet der TV-Zuschauer, welche Gruppe von zehn, zwölf oder vielleicht 15 Talenten bis in die Endrunde, in die so genannten Motto-Shows kommt, in denen es um die große Erfolgschance im deutschen Show- und Musikgeschäft geht. »Wir wohnen drei Tage im Fünf-Sterne-Hotel Kempinski», erzählt Vanessa. »Das ist ja Wahnsinn. Schon das ist die Reise wert.«
Ihr Vater Thomas Heyen (35), Service-Techniker bei Schüco, wird sie begleiten. Mutter Bettina (37), Verkäuferin bei Marktkauf, bleibt vor Aufregung lieber zu Hause: »Noch verdränge ich den Gedanken, das meine Tochter ein Star werden könnte«, sagt sie. »Dann hätte ich ja gar keinen Einfluss mehr. Mir wäre am liebsten, sie würde das ganze als ein Spiel sehen und auf jeden Fall auf dem Boden bleiben.«
Was seine Vanessa auf dem Kasten hat, weiß auch Gesangslehrer, Chorleiter und Kirchenmusiker Paul Deutsch. Seit mehr als drei Jahren schon unterrichtet er sie dreimal pro Woche. »Für das kleine Persönchen hat sie eine echte Rock-Stimme«, urteilt er. »Dabei klingt sie weder wie Jeanette, Sarah Connor oder Celine Dion. Sie klingt ganz anders und hat dadurch einen hohen Wiedererkennungswert.« Er selbst wollte seine Schülerin behutsam an eine Karriere als Sängerin heranführen, denn »was RTL macht, ist schon ein Stück weit Vergewaltigung«, behauptet Deutsch.
»Es steht bei allem ja gar nicht der Künstler im Vordergrund, sondern die Einschaltquote.« Trotz seiner schlechten Meinung zum TV-Spektakel will er Vanessa, die sich dort ohne sein Wissen angemeldet hatte, weiter fördern. Das beruhigende für die junge Sennestädterin: Sollte in der DSDS-Runde in Berlin das »Aus« kommen, nimmt Paul Deutsch mit ihr 2006 die erste CD auf. Es geht also in jedem Fall sehr positiv und aufregend weiter für das Talent vom Teutoburger Wald.

Artikel vom 30.09.2005