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Halle droht Abzug der Kommissariate

Weitgehend neue Polizeistruktur in Vorbereitung - Landrat: Altkreis braucht keine Angst zu haben

Von Stefan Küppers
Altkreis Halle (WB). Unter dem Leitsatz »Alles kommt auf den Prüfstand« ist in diesen Wochen eine weitgehend neue Polizeistruktur für den Kreis Gütersloh in Vorbereitung. Das hat auch Auswirkungen auf den Altkreis Halle. In Polizeikreisen ist vom geplanten Abzug des Verkehrs- und des Kriminalkommissariats von der Wache Halle die Rede. Auch soll Gerüchten zufolge die Polizeiwache Versmold zu nur noch einer Tagesdienstwache herabgestuft werden.

Eine direkte Bestätigung für derartige Pläne wollte Landrat Sven-Georg Adenauer als Chef der Kreispolizeibehörde gestern auf Anfrage dieser Zeitung zwar nicht geben. Doch gab es auch kein Dementi. »Wir durchleuchten alles«, sagte Adenauer.
Fakt ist, dass die Überlegungen in internen Zirkeln schon weit gediehen sind. Schon am 20. Oktober sollen dem Landesinnenminister die Vorschläge zur Restrukturierung der Polizeiarbeit im Kreis vorgelegt werden.
Der neue NRW-Innenminister hat den Kreispolizeibehörden bei der Neuordnung weitgehend freie Hand gelassen, was Adenauer begrüßt. Umgekehrt soll und muss gespart werden. So verlor die Polizei im Kreis Gütersloh von 2004 auf 2005 aus den verschiedensten Gründen etwa 30 Mitarbeiter, die nicht durchs Land ersetzt wurden. Adenauer rechnet nicht damit, dass der reduzierte Stamm von 480 bis 490 Mitarbeitern noch einmal erhöht wird.
Höchst ungewiss ist es auch, ob die soeben in den Ruhestand beziehungsweise in die Altersteilzeit verabschiedeten Wachleiter von Halle (Erster Polizeihauptkommissar Friedhelm Grübel) und Versmold (EPHK Hans-Otto Splett) durch in der Funktion gleichrangige Nachfolger ersetzt werden. Adenauer: »Da müssen wir gucken.« Nicht umsonst ist im Plan für die Neuorganisation auch von einer »Abschaffung von Hierarchieebenen und Abbau von Führungspositionen« die Rede.
Vorgabe des Landes ist es, dass die Polizeibehörden ihren Personalbestand in den Stäben und ihre Verwaltungs-Kosten reduzieren. Adenauer rechnet hier mit einem begrenzten Einsparvolumen, »weil wir schon ziemlich schlank aufgestellt sind.« Gleichwohl werden erhebliche Veränderungen überlegt. Dazu gehört beispielsweise die Zusammenlegung der Polizeiinspektionen von Gütersloh (zuständig für Halle) und Rheda-Wiedenbrück zu nur noch einer. Das könnte auch zu Einspareffekten beim Verkehrsdienst führen, bei dem es Doppelvorhaltungen geben soll. Ebenso steht die Bündelung von Kommissariaten in Rede.
Der Landrat will die Neuorganisation vor allem dazu nutzen, dass Polizisten vom Schreibtisch weg wieder mehr auf die Straße kommen. Operative Bereiche zur Kriminalitätsbekämpfung und Verkehrsüberwachung sollen personell verstärkt werden. Eine flexible Personalsteuerung soll die intensivere Bekämpfung von »Brennpunkten« ermöglichen. Was und wo Brennpunkte sind, so betont Adenauer, werde die Polizei anhand von Fallzahlen festlegen und sich nicht diktieren lassen. Umgekehrt bedeutet diese Strategie, dass ohne »Brennpunkt« weniger Polizei vor Ort sein kann.
Der Landrat stellte klar, dass im Kreis keine Wache geschlossen werden soll. Den bürgernahen Bezirksdienst will er bewahrt, eher noch ausgebaut wissen. Außerdem soll eine höhere Reaktionsfähigkeit dadurch erreicht werden, dass im Kreisgebiet mehr Streifenwagen mit verkürzten Stehzeiten unterwegs sind. Wo diese Wagen dann ihren Standort haben, ob im Altkreis Halle oder in Gütersloh, dazu gab es (noch) keine Aussage.
Angesprochen auf die Interessen der Bürger im Altkreis Halle meinte Adenauer: »Auch mir liegt der Altkreis am Herzen. Er braucht keine Angst zu haben, dass er künftig schlechter wegkommt.«

Artikel vom 28.09.2005