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Nach den
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Erstes Gespräch Merkel/Schröder

Berlin (WB). Heute treffen erstmals die beiden Haupt-Wahlverlierer zu Vorgesprächen über eine Große Koalition zusammen: Angela Merkel (CDU) und Gerhard Schröder (SPD).

Merkel wird zusammen mit CSU-Chef Edmund Stoiber zunächst Sondierungsgespräche mit der FDP und anschließend mit der SPD führen. Angela Merkel zeigte sich für ein Bündnis mit den Grünen wie für eine große Koalition offen. In einer »Jamaika-Koalition« aus Union, FDP und Grünen gebe es allerdings erhebliche programmatische Unterschiede, sagte sie.
Obwohl Schröder eine große Koalition angeblich nur unter seiner Führung eingehen will, werde die CDU ein Gespräch suchen. »Es wird ihm nicht gelingen, dass wir unseren Führungsanspruch aufgeben«, sagte Merkel. Es sei Sache der SPD und Münteferings zu entscheiden, ob Verhandlungen an Schröder vorbei geführt werden könnten. Entgegen früheren Angaben wird Schröder an den Gesprächen nun doch teilnehmen.
Müntefering sagte: »Wir wollen regieren, mit Gerhard Schröder an der Spitze.« Er räumte ein, dass SPD und Grüne zur Fortsetzung des Regierungsbündnisses auf die FDP angewiesen sind. »Wir wissen, da muss ein Dritter mit an den Tisch.« Bei dem heutigen Gespräch mit der Union werde die SPD »ausloten, wie dort die Bereitschaft ist, zu einer vernünftigen belastbaren Regierung in Deutschland zu kommen«.
Nach dem gestrigen ersten Treffen von SPD und Grünen zum Auftakt der Sondierungsgespräche der Parteien zeichnen sich noch keine Konturen einer künftigen Regierung ab. Gut eine Stunde erörterten die bisherigen Koalitionspartner die Möglichkeiten einer Koalitionsbildung mit der FDP. »Wir haben darüber gesprochen, wie man zu einer Ampel kommt«, sagte SPD-Parteichef Franz Müntefering.
Die FDP, auf die Rot-Grün für eine Mehrheit im Bundestag angewiesen wäre, hat Gespräche mit der SPD aber kategorisch abgelehnt. Auch die Grünen machten kein Hehl aus ihren Vorbehalten gegen eine rot-gelb-grüne Ampel.
Morgen anstehende Gespräche über eine schwarz-gelb-grüne Ampel nannten die Grünen trotz verstärkten Werbens von CDU und CSU aussichtslos. CDU-Chefin Angela Merkel warnte vor ihren heute anlaufenden Sondierungsgesprächen vor voreiligen Absagen an die Grünen. Als Alternative zu den Ampel-Bündnissen bliebe für eine Mehrheit im Bundestag nur eine Große Koalition aus Union und SPD, die bislang aber am Anspruch beider großer Parteien auf das Kanzleramt scheitert.
Viele führende CDU-Politiker haben eine Zusammenarbeit mit den Grünen und der FDP gegenüber einer Großen Koalition favorisiert. Unions-Vizefraktionschef Wolfgang Schäuble plädierte dafür, beide Optionen zu besprechen. Eine Stärkung der Links- und Rechtsextremisten sei zu vermeiden. Die SPD appellierte an die FDP, das Nein zu einem Bündnis zu überdenken. Innenminister Otto Schily nannte die FDP-Absage voreilig. Bei der Bundestagswahl hatten sowohl Rot-Grün als auch Union und FDP eine Mehrheit verfehlt. Themen der Zeit

Artikel vom 22.09.2005