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Mieter retten ihr Hab und Gut

Stender-Haus als »standfest« beurteilt -ÊGasanschluss unter Trümmern gefunden

Von Frank Spiegel (Text)
und Harald Iding (Fotos)
Höxter (WB). Während die Polizei in den Explosionstrümmern des Hauses »Am Rathaus 11« in Höxter noch nach Spuren für der Tat von Günther Hartmann (64) suchen, retten Anwohner und Geschäftsleute aus den Häusern um den Unglücksort herum ihr Hab und Gut.
Unter den Trümmern des Hauses »Am Rathaus 11« fand die Polizei den Gasanschluss.Am Montagmorgen noch blickte Monika Lenzing (49) von hier aus auf das Nachbarhaus und die Straße. Jetzt liegen dort nur noch Trümmer. Monika Lenzing wurde bei der Explosion leicht verletzt. Sie trägt eine Sonnenbrille, um ihre Augenverletzung zu verbergen.

»Wir haben die wichtigsten Akten aus dem Fenster auf einen Hänger geworfen«, sagt Rechtsanwalt Alexander Fischer, der in dem Stender-Haus gemeinsam mit Bianca Bludau eine Kanzlei betrieben hat. Später habe er weitere Ordner und Bücher aus den zerstörten Büroräumen geholt. »Am wichtigsten waren die Akten der laufenden Verfahren«, berichtet der Jurist: »Ich habe aber bei den Gerichten Fristverlängerungen beantragt.«
Derzeit sind er und Bianca Bludau in den Räumen der Allianz-Agentur Hegemann untergekommen. Eine Dauerlösung ist das aber nicht. »Wenn das Stender-Haus stehen bleibt, würde ich gern wieder dort einziehen«, hofft der Rechtsanwalt.
Seit gestern Nachmittag ist klar, dass das Haus erhalten bleiben könnte. »Die Standsicherheit ist gegeben«, sagte Jürgen Hölscher von der Bauaufsicht der Stadt dem WESTFALEN-BLATT. Nun würden Gutachten darüber erstellt, ob ein Abriss oder ein Wiederaufbau wirtschaftlicher seien. Entscheiden müssten der Eigentümer beziehungsweise die Versicherungen.
Akten und Mobiliar trug gestern auch Monika Lenzing aus dem Büro eines Finanzdienstleisters, der in den Obergeschossen des Hauses Henze untergebracht war. Die 49-Jährige trägt eine Sonnenbrille, um ihre Augenverletzung zu verdecken. »Ich stand im Flur, als das Haus nebenan explodierte«, berichtet sie. Sie sei von einer Tür getroffen worden, habe sich außerdem die Hand verletzt. »Als erstes dachte ich an meine Tochter«, beschreibt sie die ersten Augenblicke nach der Explosion.
Glücklich waren gestern Almuth Brenner und Olaf Lindenburger, Inhaber der Bücherei Henze: »Wir haben unsere Versicherungspolice gefunden.« Mit den Rechtsanwälten sind sie sich einig: »Wenn etwas ist, helfen wir einander.«
Gestern bestätigte die Polizei, dass es sich bei dem dritten Leichnam um Günther Hartmann handelt. Noch nicht gefunden wurden die Hände des Mannes.
Am Nachmittag stießen Ermittler in den Trümmern auf den Gasanschluss des Hauses »Am Rathaus 11«. Es soll nun untersucht werden, ob er manipuliert wurde. Dass die Spurensuche zu einer endgültigen Klärung der Tat führen wird, glaubt die Polizei jedoch nicht mehr. »Der Zerstörungsgrad des Gebäudes wird das voraussichtlich nicht zulassen.«

Artikel vom 22.09.2005