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Explosion: Höxteraner
rechtfertigt seine Untat

Günther H. verschickt Bekennerbrief -ĂŠLeiche gestern Abend gefunden

Von Frank Spiegel (Text)
und Harald Iding (Fotos)
Höxter (WB). Günther H. (64) hat sich in einem vorab verfassten Brief dazu bekannt, das Wohn- und Geschäftshaus »am Markt 11« in Höxter in die Luft gesprengt zu haben. In dem Schreiben, das dem WESTFALEN-BLATT vorliegt, heißt es: »Die Gasexplosion in Höxter war kein Unglücksfall.«
Altstadt Höxter: Gestern um 14.30 Uhr wurde damit begonnen, den Giebel eines Nachbargebäudes abzutragen. So kann dieses Haus möglicherweise noch gerettet werden. Das letzte Wort haben die Statiker.
Christina Henze, der ein Haus neben dem zerstörten Gebäude gehört, ist verzweifelt.

Sie sei »gezielt durch Lösen der Gasrohrverschraubungen« herbeigeführt worden: »Zudem wurden mehr als 900 Liter Brandbeschleuniger eingesetzt.« Alleiniger Schuldiger sei sein Bruder Wilfried H., schreibt Günther H.. Als Grund für die Tat gibt der 64-Jährige »die Vielzahl von Prozessen vor dem Amtsgericht Höxter, dem Landgericht Paderborn und dem Oberlandesgericht Hamm« an. Der Brief, den die Polizei für echt hält, endet mit den Worten: »Dies ist die Bestrafung im Namen der Gerechtigkeit für das Unrecht, das ich in den letzten Jahren erlitten habe.«
Die Leiche von Günther H. wurde gestern Abend unter den Trümmern des explodierten Wohn- und Geschäftshauses gefunden. Die Rettungskräfte hatten die Suche nach dem Mann zunächst einstellen müssen, da ein Nachbarhaus durch die Explosion so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass es einzustürzen drohte. Nachdem Sachverständige vor Ort waren, trug ein großer Bagger gestern in Millimeterarbeit einen Dachgiebel ab, um das Gebäude zu stabilisieren. »Dann wird sich zeigen, ob das Haus erhalten werden kann oder abgerissen werden muss«, so Stefan Drees, freier Gebäudesachverständiger für Versicherungen, der das Gebäude gestern in Augenschein nahm. Den an diesem Haus entstandenen Schaden schätzt er auf 500 000 Euro.
Alle Hände voll zu tun haben die Versicherungsrepräsentanten in Höxter. »Mit diesem Ausmaß haben wir nicht gerechnet«, sagt Roland Hegemann von der Allianz-Versicherung. »Wir lassen unsere Kunden aber nicht im Regen stehen«, versichert ebenso wie Hegemann Gregor Szychlinski von der Provinzial-Versicherung.
Mit keinen Problemen bei der Abwicklung der Schäden mit der Versicherung rechnet auch Klaus Schumacher, Erster Beigeordneter der Stadt Höxter, für die städtischen Gebäude. Besonders in Mitleidenschaft gezogen worden seien durch die Explosion das Historische Rathaus und das Küsterhaus.
Der Bereich um den Ort der Katastrophe ist derzeit komplett gesperrt. Hier ermitteln die Polizei und Spezialisten des Landeskriminalamtes. Im weiteren Umkreis sind diejenigen, deren Häuser von der Druckwelle getroffen worden sind, darum bemüht, wieder Normalität herzustellen. Immer mehr Spanplatten, die die zerborstenen Fenster ersetzt haben, wichen wieder Glasscheiben. Fraglich war, ob das von Freitag bis Sonntag geplante Huxori-Fest stattfinden soll. Die Werbegemeinschaft gab gestern die Antwort: Es wird gefeiert, wenn auch nicht so ausgelassen wie in den 29 Jahren zuvor.

Artikel vom 21.09.2005