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Klarste Chancen nicht genutzt

Arminia lässt beim torlosen Remis gegen Lautern zwei Punkte liegen

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Seit gut 13 Monaten ist die erste Bundesliga auch in Bielefeld wieder zu Hause. Am fünften Spieltag der 43. Saison bemerkten die 16 684 Zuschauer davon herzlich wenig. Vor einer äußerst mageren Kulisse wurden die Kontrahenten Arminia und 1. FC Kaiserslautern in einer sehr schwachen Partie den erwarteten Ansprüchen mit dem torlosen Remis keineswegs gerecht.

»Die Gäste taten zu wenig, um hier zu gewinnen. Und wir haben unsere Chancen nicht genutzt«, fasste Bielefelds Präsident Hans-Hermann Schwick die niveaulosen 90 Minuten zusammen. DSC-Trainer Thomas von Heesen, von Haus aus eigentlich ein Fußball-Ästhet, sah die Gründe für das »Gebolze« mehr beim Gegner und nahm seine Truppe weitgehend in Schutz: »Ich bin nicht enttäuscht vom Auftreten meiner Mannschaft. Nur das Ergebnis stellt mich nicht zufrieden. Von vier glasklaren Chancen hätten wir mindestens zwei verwerten müssen.«
Die erste und wohl größte Gelegenheit versiebte Issac Boakye. Nach Schulers Rechtsflanke brachte Zuma in akrobatischer Manier den Ball unter Kontrolle. Mit seinem Querpass düpierte der Ghanae die Bewacher Reuter und Mettomo und knallte das Leder an den langen Innenpfosten. Danach war von der Bielefelder Sturmspitze nicht mehr viel zu sehen. Ob ihm dieses Pech auf den Magen geschlagen war, wollte von Heesen nicht bestätigen. Dennoch wechselte er Boakye in der Halbzeitpause aus, weil er über Bauchschmerzen klagte.
Die »Roten Teufel« aus der Pfalz waren in erster Linie auf die eigene Torsicherung bedacht. Prophezeite Arminias Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig: »Das wird für uns eine ganz schwere Aufgabe. Kaiserslautern steht immer mit sechs Mann hinten drin.« Warum die Pfälzer total auf die Defensive setzten, begründete Chiriaco Sforza später so: »Wir haben zuletzt gegen Bremen fünf Stück gekriegt und wollten heute endlich mal zu Null spielen. Außerdem ist Bielefeld über die Flügel brandgefährlich. Das haben sie beim 1:1 in Stuttgart bewiesen.« Ins gleiche Horn blies Trainer Michael Henke: »Ich bin auch nicht begeistert über die Art und Weise wie wir Fußball spielen. Aber zumindest das Ergebnis stimmt. Schließlich ist ein zu Null für uns nicht selbstverständlich.«
Dass Arminia zwei Zähler auf dem weiten Weg zum Klassenerhalt liegen ließ, lag auch am Unvermögen des für Boakye eingewechselten Radomir Dalovic. Nachdem schon Sibusiso Zuma eine Direktabnahme am rechten Eck vorbei schoss, zeigte der Serbe wenig später Nerven. Nach Zumas unverhofftem Zuspiel mit der Hacke tauchte Dalovic völlig frei vor FCK-Keeper Jürgen Macho auf. Das Leder landete aber keineswegs im Tor, sondern im Seitenaus. »Den Treffer hätte er machen müssen«, ärgerte sich Thomas von Heesen und trauerte dem verletzungsbedingten Ausfall von Fatmir Vata nach. »Fatmir ist in vielen Situationen einfach besser.«
Als der ebenfalls schwache Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel endlich abpfiff, sprach Arminias Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch aus, was die Minus-Kulisse in der SchücoArena zuvor gesehen hatte: »Kaiserslautern ist doch mit uns in der Liga auf Augenhöhe. Diese Mannschaft muss man einfach schlagen.« Dass der Sieg nicht gelang, lag einmal mehr an der Abschlussschwäche der Angriffs-Individualisten. Vier dicke Chancen, aber keine genutzt. Das Prädikat Bundesliga verdiente sich lediglich die Abwehrkette, die gegen schwache »Rote Teufel« überhaupt nichts anbrennen ließ.

Artikel vom 19.09.2005