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Dalbker Pfarrer auf Spurensuche in Sumatra

Hans-Dieter Engelbert berichtete im Brackweder Erzählcafé von den Wurzeln seiner Familie

Brackwede (mp). Erst im Alter entdeckte der ehemalige Sennestädter Pfarrer Hans-Dieter Engelbert seine Begeisterung für die eigene, ungewöhnliche Familiengeschichte. Den Zuhörern des Brackweder Erzählcafés bescherte er damit einen interessanten Nachmittag.
Die Großeltern des heute 69-jährigen Senners, Karl Wilhelm und Adelheid Meis, waren 1896 als Missionare auf die indonesische Insel Sumatra gegangen. Elf Jahre lebten und arbeiteten sie dort in den Tropen als Entsandte der Barmer Missionsgesellschaft, verschafften sich bei den einheimischen Batak-Stämmen ein gutes Ansehen. Das fanden Hans-Dieter Engelbert und seine Schwester Ruth (74) bei zwei Reisen nach Südostasien heraus, die sie 2000 und 2005, also mehr als 100 Jahre später, auf den Spuren ihrer Großeltern unternahmen. »Sie wohnten am wunderschönen Toba-Kratersee. Das liegt ungefähr im südlichen Teil des nördlichen Viertels der Insel«, erklärte der Pfarrer, dessen Mutter dort auch noch geboren wurde. »Von den Verwüstungen des Tsunami von Weihnachten 2004 haben wir direkt nichts gesehen, weil das ganze Gebiet eine Hochebene ist und weit weg von dem betroffenen Küstenstreifen«, berichtete Engelbert weiter. »Aber viele Tsunami-Opfer aus dem zerstörten Banda Aceh, vornehmlich Waisenkinder, waren dort untergebracht.«
In Pangaribuan stießen er und seine Schwester auf ein uraltes Harmonium, das vermutliche von den Großeltern gespielt worden war. Außerdem fanden sie einen massiven Holzsessel, der definitiv ihrem Großvater gehörte und in Gedenken an den beliebten Missionar in die neue Kirche gerettet wurde, als man die alte abriss.
In mehrjähriger Kleinarbeit hat Ruth Engelbert die mit Bleistift notierten Aufzeichnungen und Erinnerungen ihrer Großmutter ausgewertet. Bei der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal sind sie unter dem Titel »Unsere Liebe zu den Batak« in der bescheidenen Auflage von 500 Stück erschienen. »Das soll jetzt auch ins Indonesische übersetzt werden«, sagt Hans-Dieter Engelbert. Er selbst arbeitet noch an seinem Reisebericht von der 2005er Fernreise und ist derweil schon wieder nach Sumatra eingeladen worden: Spätestens im Jahre 2011, zum 150. Jahrestag des Beginns der Batak-Missionarsarbeit, soll er wieder auf die Insel kommen...
Das Erzählcafé des Treffpunkts Alter hat am heutigen Montag, 19. September, wieder einen Pfarrer mit interessanten Geschichten zu Gast: Wilhelm Johanning aus Schnathorst pflegt seit 1993 einen besonderen Draht nach Estland. Um 15 Uhr beginnt sein Vortrag im Bartholomäus-Gemeindehaus.

Artikel vom 19.09.2005