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Außenseiter mit Ambition

Volleyball-Frauen wollen bei EM überraschen

Berlin (dpa). Die deutschen Volleyball-Frauen wollen nach einer durchwachsenen Saison bei der am Samstag beginnenden EM in Kroatien ihre Außenseiter-Chance im Kampf um die Medaillen nutzen.

»Wir gehören zur Weltspitze, können oben mithalten und sind eine Überraschungsmannschaft. Keiner darf uns außer Acht lassen«, sagte Bundestrainer Hee Wan Lee vor der Abreise. Werner von Moltke, Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DLV): »Von Platz drei bis fünf ist alles möglich, auch ausscheiden. Die Mannschaften liegen eng zusammen, viel hängt von der Tagesform und vom ersten Spiel ab.«
Gleich die ersten drei Partien in der Vorrundengruppe B gegen Serbien-Montenegro (Samstag), Titelverteidiger Polen (Sonntag) und Aserbaidschan (Montag) sind Schlüsselspiele, in denen es um das Erreichen des Halbfinales geht. »Ich traue uns eine Menge zu, wenn wir unsere Leistung stabilisieren können«, sagte Kapitän Angelina Grün (Bergamo). Gegen Kroatien (21. September) und Rumänien (22. September) müssen Pflichtsiege her.
»Es hängt von uns ab, ob wir uns steigern und unser bestes Niveau abrufen können. Wenn das nicht gelingt, wird es schwierig«, meinte Lee. Nach Rang drei 2003 in der Türkei hatten seine Frauen mit dem ersten Platz bei der Olympia-Qualifikation für Athen das Wunder von Baku geschafft. Trotz der Qualifikation für die WM 2006 in Japan als wichtiges Ziel verlief dieses Jahr sportlich bisher eher mäßig. Von 30 Länderspielen wurden nur zehn gewonnen. Auch bei den letzten drei Testländerspielen gegen Italien und zwei Mal gegen die Niederlande wurde gepatzt.
»Das war ein schwieriges Jahr mit ständig neuen Formationen«, blickt der Coach zurück. Neben den pausierenden Tanja Hart (Münster) und Christina Benecke (Hamburg) fielen auch Judith Sylvester (Schwangerschaft), Atika Bouagaa (Modena/Italien/Schienbeinprobleme) und Birgit Thumm (Vilsbiburg/Bänderriss) aus dem Olympia-Team von Athen aus. Neuentdeckung Margarethe Kozuch (Hamburg/Abitur) steht in Kroatien ebenfalls nicht zur Verfügung, zeitweise fehlte auch Cornelia Dumler (Forli/Italien) nach einer Daumenoperation.
Diese Ausfälle zu kompensieren, erwies sich als großes Handicap. »Unsere Spielerdecke ist dünn, da wirken sich diese Personalprobleme noch stärker aus«, sagte Lee. Er habe trotzdem viel Spaß gehabt, denn die Einstellung bei allen sei super. »Alle haben sagenhaft trainiert, um besser zu werden. Gutes Training macht uns stark. Aber auch die anderen schlafen nicht«, meinte der Südkoreaner. Er sieht in Europa acht bis zehn Mannschaften, von denen jede jeden schlagen kann. Weltmeister Italien, nach dem Titelgewinn 2002 in Deutschland nicht so stark, ist für den Coach und Kapitän Grün der Titel-Favorit.

Artikel vom 16.09.2005