14.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Bildung
bleibt weiter
Mangelware

OECD: Deutschland fällt zurück

Berlin (Reuters/dpa). Deutschlands Bildungssystem hat sich einer OECD-Studie zufolge verbessert, fällt aber im Vergleich mit anderen Staaten weiter zurück.
In Deutschland »geht es aufwärts, es geht aber in viele anderen Ländern deutlich schneller aufwärts«, sagte der Bildungsexperte der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), Andreas Schleicher, bei der Vorstellung der Studie »Bildung auf einen Blick«.
Nach einem Stillstand in den 80er- und 90er Jahren habe es »in vielen Bereichen eine Trendwende« gegeben. So gebe es mehr Studenten und eine überdurchschnittliche finanzielle Förderung sowohl der Studenten durch die BAföG-Reform als auch der universitären Forschung. Die Nachfrage nach Menschen mit Hochschulabschluss wachse jedoch deutlich schneller als die Zahl der Absolventen, sagte Schleicher.
Als Erfolg wertete Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), dass 2003 laut der Studie 36 Prozent eines Jahrganges ein Studium begonnen hätten. 1998 lag diese Zahl demnach noch bei 28 Prozent. Der OECD-Experte Schleicher verwies jedoch darauf, dass die Studenten zu selten auch die auf dem Arbeitsmarkt gesuchten Fachrichtungen wählten. Da seien Defizite erkennbar.
Der Anteil der Bildungsausgaben an den staatlichen Gesamtausgaben ist laut Bericht zwischen 1995 und 2002 kaum gestiegen. Vor zehn Jahren wendete der Staat 9,7 Prozent für Bildung auf, 2002 waren es 9,8 Prozent. Der Durchschnitt der OECD-Staaten liegt bei 12,9 Prozent. Andreas Schleicher forderte höhere Investitionen in Bildung. Sie seien eine »notwendige Voraussetzung« für eine höhere Qualität.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Wissenschaftsministerin in Brandenburg, Johanna Wanka (CDU), sprach davon, dass die tatsächliche Qualität der Bildung von dieser Studie nicht erfasst werde. Sie betonte, bei der PISA-Studie hätten zum Beispiel Schüler mit vielen Stunden Mathe-Unterricht in diesem Fach schlechter abgeschnitten als Schüler mit weniger Unterricht. Als Reaktion auf die Studie forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eine Erhöhung der Bildungsausgaben um 15 Milliarden Euro jährlich.
Im jährlichen OECD-Berichtwerden verschiedene Daten ausgewertet: Danach stammen 45 Prozent der Patentanmeldungen in der EU aus Deutschland - laut OECD ein »wichtiger Indikator für Innovation«. Bei einem weltweiten Pro-Kopf-Vergleich liegen nur die Schweiz, Finnland, Japan und Schweden vor Deutschland.
Laut der OECD-Erhebung haben von 100 000 Erwerbstätigen im Alter von 25 bis 34 in Deutschland nur 852 einen naturwissenschaftlichen Studienabschluss. Damit liegt Deutschland unter 24 OECD-Staaten mit vergleichbaren Daten an 20. Stelle. Etwa 35 Prozent eines Jahrganges schaffen in Deutschland das Abitur oder die Fachhochschulreife (OECD-Mittel: 56 Prozent). Weitere 13,9 Prozent erhalten eine Studienberechtigung über die berufliche Bildung (OECD: 9,2 Prozent).

Artikel vom 14.09.2005