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Die Suche nach dem besseren Leben

Michael Klier inszeniert das Drama »Farland« mit Laura Tonke und Daniel Brühl

Arte, 22.50 Uhr: Ein Psychodrama der eindringlichen Art bietet Michael Klier mit seinem Film »Farland«, der erstmals zu sehen ist. Laura Tonke, Richy Müller, Daniel Brühl, Karina Fallenstein und Dagmar Sitte spielen die Hauptrollen.

Ein Auto kommt vom Weg ab und überschlägt sich. Eine junge Frau und ein junger Mann landen schwer verletzt in der Klinik. Hier begegnen sich die Angehörigen der beiden: der gefühlsarme, verschlossene Axel und die sinnlich-provokative Karla - zwei Menschen, die im Alltag nie zusammentreffen würden. Der 44-jährige Axel wacht am Bett seines Sohnes Torsten, während Karla, 25, auf ein Lebenszeichen ihrer Schwester Marie, Torstens Freundin, hofft. Kein Arzt kann ihnen die Frage beantworten, ob das junge Paar aus dem Koma erwachen wird. Axel, der seine Familie vor sieben Jahren verlassen hat, trifft seine Frau im Krankenhaus wieder. Sie macht ihm heftige Vorwürfe und verweigert ihm den Zutritt zu seinem Sohn. Axel gerät in eine tiefe Krise und versucht der Lebensweise seines Sohnes nachzuspüren. Er bricht in Torstens Wohnung ein und entdeckt, dass dieser ihn heimlich gefilmt hat. Karla hat ebenfalls vor langer Zeit ihre Heimat verlassen und sich geschworen, nie wieder in diese provinzielle Enge zurückzukehren. Dort erwartet sie zudem die Auseinandersetzung mit ihrem Jugendfreund Frank, dem Ortspolizisten, den sie damals Hals über Kopf verlassen hat. Karla stellt sich der schwierigen Situation und beginnt, sich auf das von ihr als spießig verachtete Leben ihrer Schwester einzulassen, um Marie aus dem Koma zu holen. Während auf der Intensivstation das Leben stillzustehen scheint, begeben sich Axel und Karla auf eine Reise in die eigene Vergangenheit und kommen sich dabei immer näher.
Michael Klier findet in »Farland« eine poetische, leichte Erzählweise für die Thematisierung von Sehnsucht, Entwurzelung und Einsamkeit. Der Regisseur, der bei Truffaut hospitierte, beschäftigte sich bereits in seinem ersten Spielfilm »Überall ist es besser, wo wir nicht sind« (1989) mit der Suche nach einem vermeintlich besseren Land und mit dem Leben in der Fremde: Ein Sujet, das bei Klier immer wiederkehrt. Für sein Debüt erhielt er 1989 den Preis der Deutschen Filmkritik und 1990 den Grimme Preis in Gold. Es folgten »Ostkreuz« (1991) und »Heidi M.« (2001).

Artikel vom 13.09.2005