10.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bewohner drohen mit Waffengewalt

Widerstand gegen Evakuierungen - Detmolder THW-Kräfte in New Orleans eingetroffen

New Orleans/Detmold (dpa/WB). Die Detmolder Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) sind in New Orleans eingetroffen. Nach ihren Angaben sind bereits auf dem Flughafen die Schäden des Hurrikans sichtbar.

Nach einem Zwischenstopp in Bangor wurde das aus Deutschland kommende 94 Mann starke THW-Team mit zwei Maschinen der US-Airforce ins Einsatzgebiet gebracht. Das umfangreiche Material wird mit separaten Maschinen transportiert und wird an diesem Wochenende eintreffen. Noch am Freitag wurden mit den amerikanischen Behörden die Einsatzorte der Hochleistungspumpen geklärt.
Unterdessen haben die Einsatzkräfte die freiwillige Evakuierung weitgehend abgeschlossen. Die noch in New Orleans ausharrenden Bewohner sollen notfalls mit Gewalt aus der überfluteten Stadt gebracht werden. »Nur über meine Leiche«, erklärte ein empörter Einwohner zu der Ankündigung der Polizei. Er habe eine Waffe im Haus und werde sich verteidigen, drohte er. Die Polizei rechnet auch bei anderen Bewohnern mit Widerstand.
Nach tagelangem Pumpen sind nun 40 Prozent der Stadt trocken gelegt. Im übrigen Teil steht das mit Bakterien und Chemikalien verseuchte Wasser teilweise noch meterhoch.
Auch die NATO hilft den Opfern des Hurrikans »Katrina« im Süden der USA. Wie das Militärbündnis auf seiner Internetseite mitteilte, leisteten bis Freitag insgesamt 27 Alliierte und Partner der NATO den USA Unterstützung. Die Hilfe umfasst nach den Angaben unter anderem Nahrungsmittel, Wasser und Wasserreinigungsanlagen, medizinische Ausrüstung, Zelte, Boote und Hubschrauber.
Deutschland ist nach Worten von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zu weiteren Hilfen bereit. Dies betreffe vor allem Unterstützung bei der Wasseraufbereitung und der Identifizierung von Opfern, sagte Schröder beim Antrittsbesuch des neuen US-Botschafters in Deutschland, William Timken, in Berlin. Deutsche Experten stünden zur Unterstützung ihrer US-Kollegen auf Abruf bereit. Timken wertete die schon geleistete Unterstützung als »starkes Zeichen der Solidarität und Freundschaft zwischen Deutschen und Amerikanern«.
Bei der Hurrikan-Katastrophe im Süden der USA sind nach neuen Behördenschätzungen möglicherweise deutlich weniger Menschen ums Leben gekommen als zunächst befürchtet. Das sagte am Freitag der Leiter des städtischen Katastrophenschutzes von New Orleans, Terry Ebbert. Heimatschutzminister Michael Chertoff entband unterdessen den umstrittenen Chef der Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA), Michael Brown, von seiner Aufgabe vor Ort.
Ebbert sagte nach einer ersten Durchsuchung überfluteter Häuser, die Zahl der Toten sei vermutlich »relativ gering« im Vergleich zu den »düsteren Vorhersagen von 10 000«. Mit der systematischen Bergung der Leichen wird jetzt begonnen.
Unterdessen haben US-Meteorologen den Hurrikan »Ophelia« 185 Kilometer vor der Küste Floridas zum Tropischen Sturm heruntergestuft. Die Experten schließen jedoch nicht aus, dass der Wirbelsturm erneut zum Hurrikan werden könnte.

Artikel vom 10.09.2005