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Vitaminsaft kann gefährlich sein

Mit Beta-Carotin angereicherte Lebensmittel erhöhen das Krebs-Risiko

Von Wolfgang Schäffer
Bielefeld (WB). Die Gefahr von zu viel Beta-Carotin im menschlichen Körper ist seit langem bekannt. Auf Arzneimitteln stehen seit 2003 entsprechende Warnungen. Doch auf den meisten mit Beta-Carotin angereicherten Nahrungsergänzungsmitteln und Säften fehlen Hinweise auf Gesundheitsgefahren.

»Eine übermäßige Beta-Carotin- Aufnahme stellt für einige Bevölkerungsgruppen ein gesundheitliches Risiko dar. Schon eine tägliche Aufnahme von nur 20 Milligramm kann bei starken Rauchern und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen schwere Gesundheitsschäden verursachen.« Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW ist ungehalten darüber, dass viele Hersteller von ACE-Getränken und Multivitaminsäften trotz der Beigabe von Beta-Carotin auf Hinweise verzichten »und damit verantwortungslos gegenüber den Kunden handeln«.
Die Verbraucherschützerin weist ebenso wie Ernährungsberaterin Susanne Illini aus Bonn nachdrücklich darauf hin, dass das natürlich in Lebensmitteln vorkommende Beta-Carotin (beispielsweise in Möhren) keinesfalls schädlich sei. Clausen: »Zur Gefahr für Risikogruppen wird der auch als Provitamin A (eine Vorstufe des eigentlichen Vitamin A) deklarierte Stoff nur, wenn er Lebensmitteln oder Arzneien isoliert zugefügt wird. Aus Studien geht hervor, das bei starken Rauchern sowohl die Lungenkrebsrate steigt als auch die Zahl der Todesfälle bei bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunimmt.« Alle Experten seien sich einig, dass nicht mehr als zwei Milligramm isoliertes Beta-Carotin pro Tag aufgenommen werden sollten.
Bei 38 von 61 überprüften ACE-Getränken fanden die Verbraucherschützer heraus, genüge schon ein 0,25 Liter Glas, um die Ration zu überschreiten. Die Spanne reiche dabei von 2,4 bis sechs Milligramm.
Ist Beta-Carotin in Arzneimitteln mit einer Tagesdosis von maximal 20 Milligramm enthalten, wird seit 2003 im Abschnitt »Gegenanzeigen« auf »Raucher« hingewiesen. Bei den Warnhinweisen heißt es: »...darf von Rauchern nicht eingenommen werden«. Bei Medikamenten mit Beta-Carotin-Tagesdosen von zwei bis 20 Milligramm wird gewarnt, es solle »von Rauchern nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden«. Jeweils wird noch auf Studien mit dem erhöhten Risiko auf Lungenkrebs hingewiesen.
Zwar ist die Problematik auch den Politikern und Ministerien hinlänglich bekannt. Doch zu einer Gesetzesänderung ist es bis heute bei den Lebensmitteln nicht gekommen. Lediglich Empfehlungen wurden bislang ausgesprochen.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 10.09.2005