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Britpop-Pate in Bestform
Paul Weller spielt am 20. Oktober im Ringlokschuppen
Bielefeld. Mit Paul Weller gastiert am 20. Oktober um 20.30 Uhr ein Musiker im Ringlokschuppen, der mit steter Regelmäßigkeit von neuen Musiker-Generationen als Vorbild vereinnahmt wird. Bereits in den 90er Jahren durfte er für die seinerzeit kommerziell sehr erfolgreiche Brit-Pop-Generation den Elder Statesman geben, dabei lag sein 40. Geburtstag damals noch in weiter Ferne.
Selbst die Größenwahnsinnigen vom Dienst, »Oasis«, hörten gern auf den Rat des Pop-Paten Paul. Und jetzt ist die nächste Garde von Gitarren-Bands im Vereinigten Königreich am Start, und wieder bezieht sich alle Welt auf den Mann, dessen musikalischer Geschmack keineswegs nur durch den ruppig-hemdsärmeligen 60s-Rock der »Small Faces« geprägt ist.
Der 47-Jährige lässt sich genauso gern vom impressionistischen Klangschöpfer Claude Debussy, vom Jazz-Magier John Coltrane und den Funk-Außerirdischen von »Parliament« inspirieren.
So verwundert es nicht, dass der Gitarrist, Sänger und Songwriter, wann immer künstlerische Einengung droht, vehement gegensteuert und ausschert. Beispielsweise rief er nach seiner Mod-Punk-Band »The Jam« zusammen mit Mick Talbot »The Style Council« ins Leben. Das einzige, was die beiden Bands einte, war der Erfolg, und die Tatsache, dass beide Formationen zwar höchst unterschiedlich, aber zumeist sehr gut gekleidet waren.
Doch Weller wollte nicht ein Leben lang die Cappucino-Fraktion in den Edelcafés dieser Welt mit lecker Jazz-, Soul- und Funk-angehauchten Popjuwelen unterhalten. Als Solist ließ er es wieder archaischer, ungefilterter, ja auch sperriger angehen. So nahm der spätere Britpop-Held langsam Kontur an.
Auf seiner neuen CD »As is now«, die am 10. Oktober bei V2 Records erscheint, setzt er auf stilistische Vielseitigkeit. Der Einstieg gerät mit »Blink and you'll miss it« aggressiv, der Song wirkt auf reizvolle Weise unfertig: Gitarrenriff, dazu kontrastierend ein fast jazzig anmutendes Gitarrensolo, Stimme rauf, fertig! Später wird's ziselierter, wenn Weller zum Beispiel knorrige britische Folk-Traditionen wieder aufleben lässt. Mit »Bring back the funk Pt. I & II« legt er dann noch einmal einen smarten Funkfeger in bester »Style Council«-Tradition vor. Man darf sich auf ein Konzert mit Weller und Band in bester Form freuen.
Klaus Gosmann

Artikel vom 16.09.2005