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Das Gas wird noch teurer

Regionale Energieversorger schließen weitere Erhöhung nicht aus

Von Edgar Fels und unseren Lokalredaktionen
Paderborn/Bielefeld (WB). Nach der Preisexplosion bei Öl und Benzin müssen sich nun auch die Kunden der deutschen Gasversorger auf höhere Preise einstellen.

Bereits zum Jahreswechsel könnten die Tarife nach Informationen aus Branchenkreisen um zehn bis 15 Prozent steigen. Betroffen wären auch die 81 000 Erdgas- und Wärmekunden der E.ON Westfalen Weser im Raum Paderborn/Höxter. Nach zwei Gaspreiserhöhungen um insgesamt etwa 25 Prozent innerhalb von zehn Monaten müssen sie sich offenbar auf weitere Kostensteigerungen einstellen. Zahlen wollte E.ON gestern aber nicht nennen.
Unternehmenssprecher Dieter Vollmer garantierte lediglich bis Ende 2005 stabile Erdgaspreise. E.ON beobachte mit Sorge die Preisentwicklung auf den Energiemärkten. Vollmer: »Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch keine Entscheidung über eine Gaspreisanpassung getroffen worden.« Bereits im Juli hatte der Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis angedeutet, die jüngste Gaspreisverteuerung zum 1. August sei vermutlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Bis zum 1. Oktober dieses Jahres halten auch die Stadtwerke Bielefeld die Preise für ihre 118000 Privatkunden konstant. »Danach ist alles offen«, erklärte Sprecherin Birgit Jahnke. Die Stadtwerke Bielefeld hatten die Preise für Erdgas zum 1. August um sieben Prozent erhöht.
Die etwa 21 000 Gaskunden der Stadtwerke Herford (Herford, Enger, Hiddenhausen) müssen zum 1. Januar 2006 mit einer Verteuerung rechnen, sagte deren Leiter Detlef Jeretzky. »Wir müssen jetzt erst einmal die Prognosen abwarten.« Jeretzky verwies auf die Preisbindung von Erdgas an den Rohölpreis. »Wir müssen auf die allgemeine Entwicklung reagieren«, sagte Jeretzky. Wie stark der Gaspreis zum 1. Januar steigt, vermochte er noch nicht zu sagen. »Zur Zeit wird viel spekuliert. Das verunsichert nur die Kunden.«
Bereits zum 1. Januar dieses Jahres wurde der Mengenpreis von 4,32 auf 4,61 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Die Beschaffungspreise seien kräftig gestiegen. Diese Kosten habe man bislang noch nicht an die Kunden weitergegeben, sagte Jeretzky.
Gemauert wird dagegen beim Energieversorger RWE, der unter anderem Kunden in der Stadt Rheda-Wiedenbrück mit Erdgas versorgt. Nach Angaben von Sprecher Klaus Schulte-Braucks ist eine Entscheidung zur Erhöhung des Gaspreises noch nicht gefallen. RWE habe die Preise seit Jahresanfang stabil gehalten. Derzeit koste eine Kilowattstunde zwischen 4 und 4,5 Cent.
Eine Besonderheit bietet E.ON den Kunden: Sie können sich noch bis Ende dieses Monats mit einem Festpreis vor einer Gaspreisanhebung zumindest zwölf Monate lang schützen. Dazu binden sie sich ein Jahr lang an einen Preis, der 0,05 Cent je Kilowattstunde unter dem Normalpreis liegt. 200 Millionen Kilowattstunden hatte E.ON für diesen Tarif bereitgestellt. Die Menge reicht für 10 000 Durchschnittshaushalte. Ein Drittel der 200 Millionen Kilowattstunden sei verkauft. Steigen die Erdgaspreise, sind solche Kunden mit dem »Zocker-Tarif« die Gewinner. Fallen die Gaspreise, zahlen diese Kunden drauf.

Artikel vom 07.09.2005