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Ballack fehlt »sein« Torwart

Heute gegen Deutschland will Delron Buckley wieder mitspielen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Verlieren gehört nicht gerade zur Lieblingsbeschäftigung von Sportlern, aber manchmal kommt es vor. Es kann dann auch passieren, dass es besonders weh tut.

Das 0:2 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Slowakei gehörte trotz der eher beklagenswerten Vorstellung der DFB-Spieler nicht in diese Kategorie. Das 1:3 ihres heutigen Bremer Länderspielgegners dagegen ganz besonders: Mit diesem Resulat verabschiedete sich Südafrika in Burkina Faso vom WM-Traum. Nicht einmal ein Sieg im Weserstadion (die ARD überträgt live, Anstoß 20.30 Uhr) würde die »bafana, bafana« entschädigen.
Was bleibt, ist die Gewissheit, beim nächsten Mal gar nicht scheitern zu können. 2010 lädt das Land am Kap die Fußball-Welt erstmals zu einer Weltmeisterschaft in Afrika ein. Und das ist nicht so weit weg, als dass das verpasste Turnier in Deutschland alle Pläne platzen lassen könnte.
Darum gibt auch Delron Buckley nicht auf. In fünf Jahren ist er 32, kein Alter für Profis. Heute hofft der Linksaußen auf sein 60. Länderspiel. Vom Bänderanriss genesen kehrt er zum Nationalteam zurück, zu dessen Leistungsträgern er seit Jahren zählt. Jedoch sind dem Linksaußen seit seinem Wechsel von Arminia Bielefeld zu Borussia Dortmund Form und Torriecher abhanden gekommen, die Verletzungspause störte die Eingewöhnung zusätzlich.
Vor dem Anpfiff sagte Buckley höflich, dass »Deutschland ein großer Gegner ist« und bescheiden formuliert er: »Ich würde gerne spielen.« Was nach dem Abpfiff wird, weiß keiner. Vielleicht muss Nationaltrainer Stuart Baxter einpacken, ein Neustart für Südafrikas Auswahl ist wahrscheinlich. Zeit genug haben sie ja nun dafür.
Dagegen muss Deutschland schon 2006 zur Stelle sein. Noch wird geprobt - mit zuletzt nachlassendem Erfolg. Offenbar hat dem Bundestrainer die zweite Halbzeit in der Slowakei aber schon besser gefallen als die erste. Alle, die er einwechselte in Bratislava, sind in Bremen von Beginn an dabei. Lukas Sinkiewicz (19), Marcell Jansen (19), Lukas Podolski (20) und Bastian Schweinsteiger (21) senken den Altersschnitt und sollen den Leistungsstandard heben. Von all den Rasselbanden, denen Jürgen Klinsmann schon vertraute, ist dies die jüngste.
Weil der Dortmunder Abwehrsenior Christian Wörns (33) Bankdienst versieht, ist Kapitän Michael Ballack (28) Alterspräsident unter den Feldspielern. So ganz traut der Münchner dem Jugendstil um ihn herum nicht. Es könnte teilweise auch unter Unterstützung für den Kollegen aus dem eigenen Klub abzubuchen sein, wenn sich Ballack für »seinen« Schlussmann Oliver Kahn einsetzt: »Ich mache keinen Hehl daraus, dass es besser wäre, wenn der Olli jetzt bei uns wäre.«
Tja, das Torwart-Thema. Ballack will es mit Klinsmann bereden. In Bremen geht es allerdings in der Hauptsache darum, ein gutes Spiel abzuliefern und möglichst zu gewinnen. Es muss wieder ein besserer Eindruck entstehen. Klinsmann versichert: »Die Spieler sind heiß.« Und der Gegner? Wie gefährlich sind Genervte?

Artikel vom 07.09.2005