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Mini-Windhose reißt Auto mit

19-Jährige überlebt doppelten Überschlag ihres Kleinwagens


Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Diese Sekunden wird Patricia Lary (18) nie vergessen. Den Augenblick, als sie plötzlich mit ihrem Fiat Punto nach links von der Straße gedrückt wurde, als sich der Wagen zweimal überschlug und mit der jungen Frau auf dem eingedrückten Dach liegen blieb. Die mögliche Ursache des Unfall war ein so genannter Staubteufel, ein Mini-Wirbelwind.
Die Schülerin war Sonntag um 15.15 Uhr auf einer Landstraße in Geseke (Kreis Soest) unterwegs, um ihren Freund in Lippstadt zu besuchen. Die Sonne strahlte, und es gab keinen Hinweis auf irgendein Wetterphänomen. »Es hat mich auf einmal wie mit einem Magneten nach links gezogen«, erinnert sich Patricia Lary. »Ein schreckliches Gefühl. Ich habe immer nur gedacht: Wann hört es auf?«
Die Versmolderin rettete sich durchs Fenster ins Freie. Sie wurde mit einem Schock, Prellungen an Schulter, Beinen und einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus nach Erwitte gebracht. Kurz vor dem Unfall habe sie eine dünne, braune Windhose gesehen, erinnert sie sich. »Eine echte Windhose war das nicht«, sagt Thomas Kesseler, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst: »Eine Windhose ist wie ein Tornado an Gewitteraktivitäten gebunden.« Bei starker Sonnenstrahlung könne es jedoch zu einem »Staubteufel« kommen: ein Miniwirbel, der entsteht, weil sich Luft über einem staubigen und trockenen Boden aufheizt. »Diese Luft steigt dann auf. Sie kann in Rotation geraten, was meist unsichtbar ist. Sobald Staub oder Blätter mitgesogen werden, wird der Staubteufel sichtbar.« Ein kurzlebiges, kleinräumiges Phänomen, das an heißen Sommertagen nicht selten ist. »Es entstehen natürlich keine extremen Windgeschwindigkeiten wie bei einem Tornado.« Windstärke 7 bis 8, also etwa 50 bis 60 Kilometer pro Stunde, könnten von einem Staubteufel erreicht werden. Eine Streifenwagenbesatzung, die zum Unfallort fuhr, hatte das Wetterphänomen ebenfalls beobachtet.

Artikel vom 07.09.2005