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Brand im Hochhaus:
Gebäude evakuiert

Gestern Abend: Acht Verletzte - 200000 Euro Schaden

Von Gerhard Hülsegge
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Ein Wohnungsbrand im 6. Stock eines Wohnhauses an der Kopernikusstraße 48 hat gestern Abend zur Evakuierung des gesamten Gebäudes geführt. Eine Person wurde schwer, sieben wurden leicht verletzt. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 200000 Euro.

»Hilfe, warum hilft mir denn keiner!« Dieser Ruf drang gegen 19.30 Uhr aus dem obersten Stock des BGW-Gebäudes durch die Flure. »Danach war das gesamte Treppenhaus schwarz«, berichtete Fatma Önder (27), die mit Ehemann und Kind über das Treppenhaus ins Freie flüchten konnte. Bielefelds Berufsfeuerwehr sowie die Löschabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Schildesche, Gellershagen und Ost rückten mit mehr als 70 Einsatzkräften aus. Mit Hilfe von drei Drehleitern versuchten die »Blauröcke« so viele Menschen wie möglich aus dem brennenden Haus zu retten.
Mehr als 60 Personen aus 32 Familien galt es unter Einsatz schweren Atemschutzes aus dem Hochhaus zu befreien. Rentnerin Margarete R. hatte ihren Pudel auf dem Arm, als sie erleichtert wieder Boden unter ihren Füßen spürte. Notfallbegleiter kümmerten sich um die zum Teil unter Schock stehenden jungen wie älteren Menschen Einsatzleiter Brandrat Bernd Heißenberg zum WESTFALEN-BLATT: »Es handelte sich um eine sehr massive Brandentwicklung.«
Ausgebrochen war das Feuer in der Wohnung einer schwarzafrikanischen Familie im 6. Stock. Vermutlich in der Küche. Vater, Mutter und ihr zirka anderthalb Jahre altes Kind konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, wurden später aber ins Krankenhaus gebracht. Nach einer halben Stunde hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Die Evakuierung des Gebäudes gestaltete sich schwierig, weil viele Bewohner nicht öffneten. Um festzustellen, ob sie schliefen oder die Räume verwaist waren, wurden die Türen zum Teil gewaltsam geöffnet.
Neben Notärzten und Rettungsdiensten war auch die Schnelleinsatzgruppe des Arbeitersamariterbundes, der Johanniter-Unfallhilfe und des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort. Die 60 Helfer richteten eine Betreuungsstelle ein und versorgten die Bewohner mit Getränken. Sechs Wohnungen im Obergeschoss des Gebäudes sind nach Feuerwehrangaben unbewohnbar. Die Stadtwerke stellten einen Omnibus zur Erstversorgung zur Verfügung. Ein Versorgungszelt wurde aufgebaut. Die Bielefelder Wohnungsgesellschaft wurde aufgefordert, Notunterkünfte bereitzustellen oder die Betroffenen in Hotels unterzubringen.

Artikel vom 07.09.2005