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Mit Vorurteilen aufräumen

Perspektive statt Geld: SC Bosporus beschreitet neue Wege

Von Marco Twente
Bielefeld (WB). Neue Wege beschreitet der SC Bosporus. »Wir setzen uns Ziele, nicht nur im sportlichen Bereich«, so lautet das neue Motto des Vereins. Durch die Verbindung von Sport und beruflicher Perspektive versucht der Klub vor allem junge Spieler von der Straße zu holen und ihnen langfristig eine Integration in die Gesellschaft zu sichern.

Die Idee zu diesem sozialen Projekt hatten Anfang des Jahres Dr. Frederick de Brabandt (2. Vorsitzender), Ullrich Anhalt (Pressesprecher) und Sedat Sahin (Sponsoring), die über ihre beruflichen Beziehungen zahlreiche Unternehmen als Partner für ihr Vorhaben gewannen.
»Das Projekt ist zwar keine grundlegend neue Idee, aber eine bewährte«, äußert sich Dr. de Brabandt zu den Zielen. »Wir sind zwar ein Sportverein, wollen aber Sportliches mit Privatem und Beruflichem verbinden«, erklärt der zweite Vorsitzende. So widmet sich der Vorstand vor allem den alltäglichen Problemen junger, ausländischer Spieler. Den jungen Akteuren werden Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt, um ihnen eine Lebensperspektive zu bieten. »Wir wollen mit Vorurteilen gegen Ausländer aufräumen und sprechen Unternehmen an, uns bei diesem Projekt mit Ausbildungsplätzen zu unterstützen«, erläutert Ullrich Anhalt, Pressesprecher des SC, die Idee.
»Wir sind erfreut darüber, wie positiv die Resonanz schon jetzt bei den Firmen ist«, hofft Anhalt auf weitere Hilfe. »Wir sprechen die Firmen direkt an und nutzen dabei unsere beruflichen Kontakte«, erläutert de Brabandt. Wichtig ist den Verantwortlichen zu zeigen, dass sowohl beruflich- als auch sportlich leistungsorientierte Spieler unterschiedlicher Nationen eine Chance geboten wird, vorwärts zu kommen und in der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Beim SC Bosporus setzt man auf eine mittel- bis langfristige Planung, die mit den Worten »Perspektive statt Geld« beschrieben werden kann. Es soll mit Hilfe des Sports Anschluss an die Gesellschaft gefunden werden. »Wenn die Spieler einen Arbeitsplatz haben ist der Kopf auch für sportliche Leistungen wieder frei«, betont Anhalt das Vorhaben, das die Mannschaft langfristig nach oben bringen soll. Zunächst ist das Projekt für 24 Monate angesetzt, wobei sich schon jetzt erste Erfolge eingestellt haben. »Bereits in diesem Jahr konnten wir drei Spieler mit Ausbildungsplätzen versehen«, freut sich Anhalt. So war es dem SC Bosporus vor der Saison möglich, Bezirksliga-Akteure wie Mohammet Akbulut (kam von Wellensiek) an den Verein zu binden.
Wichtig ist den Verantwortlichen des SC in erster Linie die Jugend. »Hier muss man Hilfestellung leisten, vor allem, wenn es einem selber besser geht«, betont Anhalt die Hilfe untereinander. »Wir haben bereits Spieler aus acht Nationen in unseren Reihen«, betont der SC-Pressesprecher das Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein. Das Miteinander verschiedener Kulturen, die Vermittlung gesellschaftlicher Werte und die freundschaftliche Atmosphäre werden beim SC Bosporus groß geschrieben. »Das Projekt kann Wellen schlagen. Wir hoffen, dass es ein Schritt in die richtige Richtung ist«, blicken Ullrich Anhalt und Dr. Frederick de Brabandt gespannt und hoffnungsvoll in die Zukunft.

Artikel vom 07.09.2005