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Schumacher macht den Abflug

Formel 1: Beim Heimspiel des Weltmeisters sind andere wieder schneller

Monza (dpa). Ausgerechnet vor dem Heimspiel in Monza hätte Michael Schumacher seinen Ferrari beinahe zu Schrott gefahren. Während McLaren-Mercedes für die große Aufholjagd im Formel-1-Titelkampf mit WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault gerüstet scheint, rutschte der Rekord-Weltmeister beim ersten Kräftemessen von der Piste und krachte mit seinem Wagen in die Reifenstapel.
Unverletzt und unbeeindruckt kletterte der 36-Jährige nach seinem Ausritt in der Parabolica-Kurve aus dem Cockpit. »Das Auto war ein bisschen unruhig und ich bin ins Rutschen gekommen«, sagte er. Schumacher musste sich mit den Plätzen acht und zwölf begnügen. Nick Heidfeld im BMW-Williams zeigte nach seinem schweren Testunfall als Fünfter und Sechster Nehmerqualitäten. Ralf Schumacher im Toyota blieb im ersten Training genau wie Alonso ohne Zeit, fuhr dann auf Rang 14.
Die Silberpfeile dagegen flogen der Konkurrenz auf der 5,793 Kilometer langen Strecke förmlich davon. Testpilot Pedro de la Rosa war in 1:20,201 Minuten Trainingsbester.Im zweiten Durchgang erreichte Toyota-Testpilot Ricardo Zonta die schnellste Zeit. Der WM-Zweite Kimi Räikkönen, der zwei Mal auf Rang drei fuhr, war deutlich schneller unterwegs als Alonso. Auch der Kolumbianer Juan Pablo Montoya platzierte sich als Vierter und Zweiter in der Spitze. »Ein guter erster Tag mit guten konstanten Zeiten für uns«, sagte Mercedes-Motorsport-Direktor Norbert Haug. Schon vor dem fünftletzten Saisonrennen am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Premiere) hatte Montoya bei Testfahrten in Monza den Geschwindigkeitsrekord gebrochen und war 372,6 km/h schnell gefahren.
Für Schumacher ist der Kampf um seine Nachfolge auf dem WM-Thron trotzdem schon so gut wie entschieden. »Es wird schwierig, das Fernando noch streitig zu machen«, sagte der Rekord-Weltmeister. 24 Punkte Vorsprung hat der spanische Renault-Pilot Alonso auf Räikkönen. »Abgerechnet wird am Ende. Von den letzten neun Rennen haben wir sechs gewonnen. Wir hoffen, dass diese Serie hält. Dann schauen wir, was herauskommt«, sagte Haug. Schumacher hat mit 40 Punkten Rückstand praktisch keine Titel-Chancen mehr. So schnell ändern sich die Zeiten in der Formel 1.
Vor zwölf Monaten war der Kerpener als stolzer Seriensieger nach Monza gekommen. In diesem Jahr wird er wohl ausgerechnet beim Ferrari-Heimspiel als Regent der »Königsklasse« abdanken. Der mit sieben WM-Titeln und 84 Karriere-Siegen erfolgreichste Pilot in der Formel-1-Geschichte übt sich deshalb in der Rolle des tapferen Verlierers. »In dem Moment wo man im Hintertreffen ist, versucht man sicherlich alles herauszuquetschen, was noch drin ist«, sagte Schumacher, ehe er den Grund für seinen Dreher zu Protokoll gab: »Ich habe nochmal eine Einstellungsveränderung am Auto vorgenommen in der Runde vorher und das war ein Ticken zu viel. Das hat das Auto aus der Balance gebracht.«

Artikel vom 03.09.2005