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Der »König« der Galopp-Rennbahn

Star-Trainer Andreas Wöhler ist seit November der Chef auf »Ravensberg«

Von Christoph Handwerk (Text)
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh-Spexard (WB). Selbst einen Fischreiher bringt man hier nicht so leicht aus der Ruhe. Das Trainingszentrum Ravensberg in Spexard, ein Traditionshaus deutscher Rennpferdezucht (erbaut im Jahre 1927), beherbergt nicht nur seltene Vögel. Es bietet durch seine idyllische Abgeschiedenheit beste Voraussetzungen für die erfolgreiche Aufzucht späterer Rennpferde. »Es stimmt schon, einen schöneren Arbeitsplatz kann ich mir kaum wünschen. Hier ist es sehr ruhig, ich muss keine Rücksicht auf die Trainingszeiten anderer Kollegen nehmen, und auch die Pferde profitieren von der entspannten Atmosphäre«, sagt Andreas Wöhler (43).

Seit November vergangenen Jahres trainiert der gebürtige Dortmunder Rennpferde am Gütersloher Gestüt. Andreas Wöhler gehört zu den »Königen« auf den deutschen Galopp-Rennbahnen. Der 43-Jährige schätzt, dass die von ihm trainierten Galopper es bisher auf etwa 1300 Siege gebracht haben. Dennoch ist er weiterhin starkem Leistungsdruck ausgesetzt: »Am besten kann ich mich mit einem Fußballtrainer vergleichen. Wenn der Erfolg meiner ÝMannschaftÜ ausbleibt, muss ich im Endeffekt dafür gerade stehen.«
Hinzu kommt, dass der Alltag eines professionellen Pferdetrainers sehr arbeitsintensiv ist. Zwölf Stunden am Tag sind das Minimum, ab 6.45 Uhr werden die ersten Runden »zum Warmmachen« absolviert. Vorher wird gefrühstückt, auf leeren Magen galoppiert es sich schließlich nicht gut.
Momentan beherbergt das Trainingszentrum Ravensberg 65 Rennpferde. Die Versorgung ist mehr als aufwändig. Insgesamt 24 Mitarbeiter sind für die tägliche Pflege, die Fütterung und sogar für das notwendige Präparieren der Rennbahnen zuständig. Das Gelände am Oelbach umfasst ganze 30 Hektar.
Doch letztlich sind es allein die Resultate, die den Besitzer eines Tieres entweder freudig oder missmutig stimmen. »Die Haltung eines Galopp-Rennpferdes ist ein sehr kostspieliges Hobby«, sagt Andreas Wöhler. Talent könne man zwar früh erkennen, doch ob ein Tier letztlich Siegermentalität besitzt, sei schwer einzuschätzen. Die Garantie für einen Sieg oder zumindest für einen prämierten Platz gäbe es nunmal nicht.
Mit dem Verlauf der bisherigen Saison zeigt sich Wöhler indes sehr zufrieden: »Dieses Jahr haben wir bereits 48 Rennen gewonnen, im gesamten vergangenen Jahr waren es 45. Das ist ein außergewöhnlich gutes Resultat für uns. Es verdeutlicht, dass wir uns in so kurzer Zeit fast perfekt aufeinander eingestimmt haben.« Die Erfolgsserie kann schon am kommenden Wochenende fortgesetzt werden. Beim »Baden-Badener Herbst Meeting« warten hohe Preisgelder auf die Sieger. »Das höchstdotierte Rennen am Wochenende garantiert dem Gewinner 450 000 Euro Preisgeld. Mit ÝSimonasÜ rechnen wir uns durchaus Chancen aus. Er ist momentan unser schnellstes Pferd im Stall«, hofft Andreas Wöhler.
Unlautere Methoden habe er selbst bei solchen Großereignissen noch nicht bemerkt. »Die Doping-Kontrollen sind sehr intensiv, selbst beim Training werden Proben entnommen. Wir sind ja schließlich nicht beim Radsport.«

Artikel vom 30.08.2005