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Anwohner malen Wegweiser

»Weil sich keiner von Polizei oder Ordnungsamt zuständig fühlt«

Von Jörn Hannemann
Herford
(HK). Die Anwohner des Viehtriftenweges sind entnervt: Seitdem die Abfahrt von der B 239 auf die Elverdisser Straße stadtauswärts gesperrt ist, herrscht in der - vormals ruhigen kleinen - Seitenstraße Verkehrschaos. Täglich brausen Autos vorbei, deren Fahrer eine Zufahrt zur Bundesstraße suchen. Aus der Not heraus haben Anwohner schon eigene Wegweiser gemalt.

»Im Berufsverkehr stehen bei uns immer wieder ratlose Autofahrer auf dem Hof«, erklärt Anwohner Matthias Hokamp. Besonders schlimm sei es unmittelbar nach der Neuregelung gewesen: »Jeder zweite Autofahrer, der vorbei kam, fragte nach dem Weg.« Der Parkplatz vor der Gärtnerei glich zeitweise einem Autorastplatz. »Hier sind viel zu wenige Umleitungsschilder für die ortsfremden Autofahrer aufgestellt worden«, kritisiert der 46-Jährige. Er fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen: »Wir haben Ordnungsamt und Polizei über die Situation informiert, aber keiner fühlt sich zuständig - ein Trauerspiel«, klagt der Gärtner.
Ohne langes Zögern griff Mutter Gonda Hokamp selbst zu Stift und Pinsel, malte auf eine Holzplatte den kürzesten Weg zur B 239 und nagelte das »Straßenschild Marke Eigenbau« in den heimischen Vorgarten. Doch nicht nur die Gärtnerfamilie vermisst Hinweis- und Umleitungsschilder. Auch Geschäftsleute in der Nachbarschaft sind verärgert. Wegen der unübersichtlichen Verkehrssituation bleiben Kunden aus.
»Der Weg zu unserem Geschäft kommt Ortsfremden wie eine Schnitzeljagd vor«, klagt Michael Kuhlmann von der gleichnamigen Gärtnerei. Mit Hinweisschildern will auch er orientierungslosen Autofahrern helfen - getreu dem Firmenmotto »Wer zu uns findet, findet uns gut«.
Mehr als zwölf selbst beschriftete Wegweiser hat er ab der B 239-Abfahrt Elverdissen montiert - an Zäunen, Masten, Pömpeln. Nicht weit entfernt prangen Schilder weiterer Einzelhändler - beispielsweise vom Gartenmöbelspezialist Lünse und Wohnaccessoires »La Vita«. »Wir haben seit Errichtung der Baustelle fast 40 Prozent weniger Kunden«, sagt Geschäftsführer Hans Lünse. Insgesamt gibt es rund 40 Schilder - große und kleine, schwarz-weiße und farbige.
Zusammen mit den Hinweistafeln im unmittelbaren Baustellenbereich werden so Autofahrer mit einem schillernden Schilderwald konfrontiert.
Nun können die Geschäftsleute nur noch hoffen, dass die Arbeiten an der B 239 schnell voran kommen - und dass statt des Baggers bald wieder der Rubel rollt.

Artikel vom 30.08.2005