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»Günstigste Trasse«: V 16 auf Prüfstand

Bürgerallianz und STU fordern neues Linienbestimmungsverfahren - detailreiche Diskussion

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Sehr technisch, sehr detailreich - so lässt sich der gestrige Tag in der Aula zusammenfassen. Es ging um das große Ganze, um nichts weniger als die Trasse und damit um die Frage der Linienbestimmung. Der zentrale Punkt der Kritiker. Die hatten sich tief in die Materie eingearbeitet und zeigten ihr Fachwissen, verloren sich aber mitunter auch in Einzelheiten und zähen Diskussionen mit Planern und Gutachtern.

Vom 19. September 1968 stammt der Linienbestimmungsbeschluss - »der ist für uns verbindlich«, sagte Ulrich Windhager, Leiter des Landesbetriebs Straßen in Bielefeld. Ist denn eine Trasse, die seit 37 Jahren zu Kontroversen führe, heute noch zu favorisieren, hat sich umwelt- und gesellschaftspolitisch, von der allgemeinen Wirtschaftslage und der Bevölkerunsgstruktur her viel zu viel geändert, um an ihr noch festzuhalten? Die gängigen Fragen in der Diskussion um die Linienbestimmung, die die Kritiker wie Jutta Ostermann-Lau dem Planer natürlich ein weiteres Mal stellten. »Bei einer Planungszeit von 30 Jahren hat aber auch jeder, der in Steinhagen sein Häuschen gebaut hat, von der Trasse gewusst«, erklärte der Chefplaner in Bezug auf die Gemeindeentwicklung. Die Gesamtabwägung sei ja auch nicht 1968 gelaufen, sondern erst 1993 mit der UVS, habe 2003 und auch mit der Erörterung erneut stattgefunden.
Doch die UVS und die Gesamtabwägung, sie sind aus Sicht der Kritiker ein großer Knackpunkt bei der Trassenwahl. Denn tatsächlich war die 1968 planfestgestellte und derzeit erörterte V 16 unter Umweltaspekten die schlechteste aller Möglichkeiten, merkte Rolf Dietrich von der Bürgerallianz an. Ein Faktum, das Ulrich Windhager nicht bestritt, aber: »Der Bund hatte entschieden, dass eine einmal bestimmte Linie trotzdem weiterzuverfolgen sei, denn die UVS ist in der Gesamtabwägung ja nur ein Kriterium.« Der Arbeitskreis aus Gutachtern, Planern, Behörden- und Verbandsvertretern »ist damals unter anderen Kriterien wie Siedlung und Verkehr und unabhängig von der UVS-Bewertung zu der Auffassung gekommen, dass die V 16 die günstigste Variante sei«, machte er deutlich. Die A 33-Trasse also eine Folge politischen Willens?, fragte Rolf Dietrich.
En detail nahm Bürgerallianz-Vorsitzende Jutta Ostermann-Lau die UVS unter die Lupe, prangerte deren unklare Begrifflichkeit an und argumentierte mit Rückgriffen auf deren grundlegendes Datenmaterial gegen die V 16. Die Forderung nach einem neuen Linienbestimmungsverfahren stellte sie ebenso wie auch die STU. Deren Haller Vorsitzender Thomas Andres forderte auch die örtliche Politik auf, sich diesem Wunsch anzuschließen. Die bisher gelaufene Prüfung der Südvariante reicht der STU ebensowenig wie der Bürgerallianz, die auch Kritik an den Gutachtern äußerte.
Erst in der Gesamtabwägung spricht sich auch das Forstamt Bielefeld für die nördliche Variante 16 aus. Dessen Leiter Jürgen Oppermann machte deutlich: »Aus Sicht des Waldes ist die Südtrasse am besten.« Aber der Wald sei ja nicht das einzige Kriterium, auch eine Forstbehörde sei aufgefordert, das beste für die Allgemeinheit zu tun. »Und da ist eben die städtebauliche Planung seit 35 Jahren eine andere«, sagte er. Die Behörde forderte aber, die Trasse möglichst aus der Patthorst herauszuhalten etwa durch eine Verschiebung nach Norden und auf die Anschlusstelle Schnatweg, die eine große Waldfläche an der Grenze zu Künsebeck zerstören würde, zu verzichten. »Anschlüsse kann man nicht beliebig verlegen. Sie sind ja dort geplant, wo Verkehre entstehen und sollen Orte entlasten«, hielt Ulrich Windhager dem entgegen. Zudem sei in Künsebeck kein besonders wertvoller Wald betroffen. Ein Thema, das heute vertieft werden dürfte.
lHeute geht es mit Landwirtschaft/Fortwirtschaft/Jagd sowie mit dem Thema »Soziales und wirtschaftliche Umfeld« weiter in der Erörterung. Beginn in der Aula ist wieder 10 Uhr.

Artikel vom 30.08.2005