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Deutschstunden
für Slumkinder

Zwei 19-Jährige zehn Monate in Kenia

Von Lars Wellhöner(Text und Foto)
Werther (WB). Einmal dem kalten Winter in Deutschland entfliehen und eine andere Welt und Kultur kennen lernen, davon träumen Henrike Quest und Bettina Oldemeyer. Die beiden Wertheranerinnen werden sich ab kommenden Donnerstag auf Sonnencreme und Flips Flops einrichten können. Für zehn Monate arbeiten die beiden jungen Frauen im »Mother of Mercy Center« in Kenia.

»Wir wollten unbedingt mal ein anderes Land kennen lernen«, schwärmt Bettina Oldemeyer ohnehin vom afrikanischen Kontinent. Gemeinsam mit ihrer Freundin Henrike Quest wird sie am 1. September von Düsseldorf über London in die kenianische Hauptstadt Nairobi fliegen, wo die 19-jährigen vom Schuldirektor in Empfang genommen werden.
»Es ist die Patenschule der Gesamtschule Borgholzhausen«, berichtet Henrike Quest. Über die Schwester einer Freundin entstand der Kontakt zu Reimund Brockhoff. Brockhoff organisiert seit Jahren Schüleraustausche mit dem »Mother of Mercy Center«.
Die Schule ist unterteilt in eine Primary und eine Secondary School. »Wir werden hauptsächlich in der Secondary School - also der weiterführenden Schule - unterrichten«, erzählt Henrike Quest über die Schwerpunktarbeit, die gleichwohl eine besondere ist. Denn es werden Straßenkinder aus den Slums unterrichtet.
Die Verhältnisse sind recht ärmlich in dem ostafrikanischen Land. Die Zahl der Schüler an der Schule verzehnfachte sich von 200 Schülern 2003 bis heute. Bislang haben die beiden nur Bilder der Schule gesehen. Das aus Lehm und Wellblech gebaute Gebäude umfasst bisher nur ein Erdgeschoss. Die erste Etage aber soll bald bezugsfertig sein.
Viele Informationen über Land und Leute gab es durch Reimund Brockhoff und Schüler der Gesamtschule. Auch der Umweltbeauftragte der Stadt Werther, Werner Schröder, berichtete den beiden von seinen Erfahrungen in Kenia. »Es läuft dort alles entspannter ab und nicht so pünktlich und stressig wie hier«, stellt sich Bettina auf eine lockerere Atmosphäre in der Arbeitswelt ein.
Unterrichten werden die beiden übrigens Deutsch - als Fremdsprache. Selbst lernen sie seit gut einem halben Jahr die Landessprache: Kisuaheli. Unterricht und Alltagssprache wird aber Englisch sein. Aber auch der Sport soll in Kenia für die beiden jungen Frauen nicht zu kurz kommen. Immerhin spielen Henrike Fußball und Bettina Handball im Verein. Im Gegenzug möchten sich die beiden begeisterten Tänzerinnen gerne afrikanische Tänze und das besonderes Rhythmusgefühl abgucken.
Wohnen werden die beiden anfangs beim Schuldirektor, um sich in ihrer neuen Umgebung schneller zu Recht zu finden. Die Vorbereitungen waren mit Flugbuchung, zahlreichen Impfungen und Versicherungsangelegenheiten lang genug. »Nach all dem wollen wir jetzt nur noch im Flieger sitzen«, freuen sich Henrike Quest und Bettina Oldemeyer auf eine aufregende Zeit in Afrika.

Artikel vom 30.08.2005