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Für guten Zweck steht die Ästhetik hintenan

Erste Hilfe-Nostalgie-Set kommt Frühchen-Stationen zugute - Auch DSC hilft Leid zu lindern

Von Matthias Meyer zur Heyde
(Text und Foto)
Schildesche (WB). Vor 125 Jahren lieferte die Paul Hartmann AG erstmals ein Erste-Hilfe-Päckchen aus. Zum Jubiläum ist jetzt in Apotheken ein Nostalgie-Set erhältlich, das zugunsten neuer Frühchen-Stationen verkauft wird.

9,90 Euro sind für die kleine Hausapotheke mit Verbandsmaterial zu berappen, und davon fließt ein Euro auf ein Konto, das, wenn es nach den Wünschen der Firma Hartmann geht, bald auf 200 000 Euro anschwellen soll. Die in Heidenheim (Baden-Württemberg) ansässige Hartmann AG stellt medizinische Artikel her und möchte dazu beitragen, dass bundesweit zu früh geborene Babys optimal versorgt werden.
»Pro Station, die jeweils einer bestehenden Frauenklinik eingegliedert sein soll, veranschlagen wir 40 000 bis 50 000 Euro«, erklärte Georg Ehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe Direkt (Berlin). Die im Juli angelaufene Aktion habe bereits 80 000 Euro erbracht, und nun werde man über künftige Standorte in NRW sprechen. Dass Bielefeld dazugehört, ist eher unwahrscheinlich, weil die Infrastruktur zur medizinischen Betreuung von Frühchen hier ohnehin sehr weit entwickelt ist.
Um den guten Zweck ein bisschen mit Promi-Glanz zu überziehen, überreichte jetzt Arminias Präsident Hans-Hermann Schwick eine dieser metallenen Nostalgie-Dosen an Bürgermeister Horst Grube. »Eine schöne Idee«, fand Grube. »In Zeiten leerer Sozialkassen ist eine Aktion, die Menschen in Nöten Hilfe bringt, ein ermutigendes Zeichen.« Und Schwick fügte hinzu: »Wir vom DSC unterstützen gerne eine Maßnahme, wenn sie hilft, Leid zu lindern.«
Erste Bielefelder Apotheke, in der die Nostalgie-Dose auf Käufer wartet, ist die Adler-Apotheke an der Johannisstraße in Schildesche. Inhaber Dietmar Müller kündigte an, er wolle möglichst viele Exemplare beim nächsten Stiftsmarkt feilbieten. »Ein sehr guter Vorschlag«, fand Marco Baumgart von der Hartmann AG.
Das Motiv auf der Dose ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, weil es einem längst verblichenen Schönheitsideal verpflichtet ist. Vor 125 Jahren, auf dem Gipfel des Kaiserreiches (Bismarck lenkte noch dessen Geschicke), wimmelte es in Deutschland von Helden. Diese Kriegerkaste trug ein hohes Verletzungsrisiko, und die Dose zeigt einen Schwertkämpfer, den es erwischt hat - ihn bettet eine holde Maid in ihrem Schoß zwecks Erstversorgung. »Wir haben lange diskutiert, ob wir das Bild - einst auf einer alten Preisliste zu finden - verwenden sollen«, aber hinter den guten Zweck mussten ästhetische Empfindungen zurücktreten«. meinte Baumgart.

Artikel vom 25.08.2005