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Lance Armstrong wehrt sich gegen die Dopingvorwürfe.

Armstrong bläst
zum Gegenangriff

Rad-Star telefonierte mit Leblanc

Washington (dpa). Der in eine weit reichende Doping-Affäre verwickelte Radprofi Lance Armstrong geht zum Gegenangriff über. Der siebenmalige Tour-de-France-Sieger bezeichnete die Vorwürfe von Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc in einer Telefon-Pressekonferenz aus einem Hotelzimmer in Washington als »absurd«.
Der Franzose hatte dem erfolgreichsten Radprofi der Gegenwart nach Bekanntwerden der positiven Urinprobe aus dem Jahr 1999 vorgeworfen, die Sportwelt betrogen und zum Narren gehalten zu haben. »Es gibt nicht nur eine B-Probe. Es gibt sieben A- und B- Proben, die alle negativ sind. Alle Proben, die ich während meiner Tour-Jahre abgegeben habe, enthielten definitiv kein EPO«, sagte Armstrong. »Ich habe mindestens ein halbe Stunde mit Leblanc telefoniert. Dabei hat er nicht einen einzigen Vorwurf geäußert, mit dem ihn die 'L'ƒquipe' zitiert hat«, meinte er weiter. Der »L'Equipe« warf er vor, die Veröffentlichungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten lanciert zu haben: »Das verkauft sich sehr gut«.
Der 33-jährige Texaner schloss rechtliche Schritte gegen die Urheber der Doping-Nachricht nicht aus. »Man müsste sich erst einmal überlegen, gegen wen man in diesem Fall aktiv werden sollte. Wenn man einen Prozess anstrebt, muss man der Sache wirklich auf den Grund gehen. Das kostet eineinhalb Millionen Dollar und zwei Jahre meines Lebens. Mit meinem Geld und meiner Zeit kann ich besseres anfangen.«
In die durch die »L'ƒquipe«-Veröffentlichung der Testergebnisse aus dem Anti-Doping-Labor in Chatenay-Malabry hervorgerufene Affäre könnten auch noch andere Tourstarter verwickelt sein. Die Zeitung berichtete, dass das Institut 200 eingefrorene Urinproben der Frankreich-Rundfahrten 1998 und 1999 nachuntersucht hätte. Davon sei in 12 Analysen der EPO-Nachweis gelungen. Sechs positive Proben aus dem Jahr seines ersten Toursieges 1999 wurden bekanntlich allein Armstrong zugeordnet.
Der französische Sportminister Jean-Francois Lamour bekräftigte die Ansicht vieler Experten, dass eine Bestrafung Armstrongs oder Sanktionen gegen ihn unmöglich erscheinen, weil die Gegenkontrolle durch eine zweite Probe nicht stattfinden kann. »Ich habe die in 'L'ƒquipe' abgedruckten Laborprotokolle nicht im Original gesehen. Aber, wenn es stimmt, was in der Zeitung steht, ist das ein schwerer Schlag gegen den Radsport«, sagte Lamour.

Artikel vom 26.08.2005