25.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leichte Entwarnung für Donau

Niedrigere Pegelstände als zunächst befürchtet - Hilfen vom Bund

München/Wien (dpa). Bangen in der Donauregion: Nach der Hochwasserkatastrophe im Süden Bayerns, in Österreich und der Schweiz mit insgesamt mindestens neun Toten wappneten sich gestern Abend die Menschen weiter nördlich an Donau, Inn und Isar gegen die Flutwelle.


»Bilder wie in Südbayern sind bei uns nicht zu erwarten«, betonte ein Sprecher der Stadt Regensburg und gab damit eine vorsichtige Entwarnung für die Donau- Anrainer. Der höchste Pegelstand der Donau wurde für heute mit 5,60 Metern erwartet. Beim Augusthochwasser 2002 war die Donau auf 6,60 Meter angeschwollen. In der Drei-Flüsse-Stadt Passau rüsteten sich die Einsatzkräfte für die in der Nacht zum Freitag erwarteten Spitzenstände. Dort rechnete man aber ebenfalls mit einem niedrigeren Pegelstand als zunächst befürchtet.
Die Hochwasserlage in Neu-Ulm und der Nachbarstadt Ulm stabilisierte sich gestern. Die Donau habe mit 5,33 Metern nicht die Höhe des Hochwassers von 1999 erreicht.
In Südbayern hinterließen die abfließenden Wassermassen eine Spur der Verwüstung. Garmisch-Partenkirchen, das zusammen mit dem nahe gelegenen Ort Eschenlohe zu den am schwersten betroffenen Gebieten zählt, war gestern wieder zugänglich. In Eschenlohe floss das Wasser ebenfalls ab (siehe Bericht unten). Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und sein bayerischer Kollege Günther Beckstein (CSU) informierten sich in Garmisch-Partenkirchen über die Flutschäden. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kündigte ein Hilfspaket für die Opfer an. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe ihm telefonisch auch Hilfen des Bundes zugesagt. Schröder will heute einen schon seit Wochen als Wahlkampf-Auftritt feststehenden Ausflug nach Augsburg wahrnehmen.
In Österreich wurde unterdessen das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. Bei den schweren Unwettern waren seit Sonntag mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche Orte in Vorarlberg und in Tirol sind weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Zahlreiche bekannte Urlaubsorte, wie etwa St. Anton am Arlberg, wurden von den Wassermassen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Tausende Urlauber, etwa die Hälfte von ihnen aus Deutschland, sitzen in dem betroffenen Gebiet fest.
In Bregenz und Innsbruck gaben sich die offiziellen Tourismusplaner optimistisch: »Wir rechnen nicht mit langfristigen Auswirkungen«, glaubt der Tourismus-Chef von Lech am Arlberg. Doch für die unmittelbar betroffenen Menschen erscheint die Lage fast hoffnungslos. »Das Wasser kam in den Hotels im Parterre hinein und im ersten Stock wieder heraus«, schildert ein Einsatzleiter die Ereignisse in Lech am Vortag.
In der Schweiz waren so viele Verkehrswege unterbrochen worden wie seit 100 Jahren nicht mehr. Dennoch war allgemein von einer Enspannung die Rede. Die Behörden gaben jedoch noch keine Entwarnung. Sie gingen von bisher sechs oder sieben Opfern aus.
Bei den seit fast zwei Wochen andauernden Überschwemmungen in Rumänien ist die Zahl der Todesopfer auf 28 gestiegen. Auch im Südwesten Polens führen nach anhaltenden Regenfällen einige Flüsse deutlich Hochwasser.

Artikel vom 25.08.2005