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Traktor rammt
Museumseisenbahn

Verletzte unter Hochzeitsgesellschaft aus Rahden

Von Michael Nichau
Rahden (WB). Zehn Gäste einer Hochzeitsfeier sind am Montagabend verletzt worden, als ein Landwirt mit seinem Traktor den Triebwagen der Museumseisenbahn Rahden rammte.
Klaus Möller, Betriebsleiter der Museumseisenbahn, beziffert allein den Sachschaden an den historischen Fahrzeugen auf etwa 250 000 Euro. Auch gestern blieb die private Bahnstrecke voll gesperrt. »Wir wissen noch nicht, wie wir den Zug wieder auf die Gleise stellen«, so MöllerFotos: Martin Möhring
»Wir hatten wirklich einen Schutzengel«, sagen Ulrich und Gerda Hartmann. Die Feier zu ihrem 30. Hochzeitstag hätte noch schlimmer enden können.Foto: Michael Nichau

80 Rahdener feierten in den drei Waggons der Museumseisenbahn den 30. Hochzeitstag von Ulrich (53) und Gerda Hartmann (57), als der Zug an einem unbeschrankten Bahnübergang bei Diepenau (Niedersachsen) durch den Aufprall aus den Gleisen gehoben wurde.
Horst Hartmann (79), der Vater des Jubilars, hatte im dritten Waggon gesessen und durch das Fenster den Unfall kommen sehen. »Der kommt direkt auf uns zu!«, rief der 79-Jährige wenige Sekunden vor dem Aufprall. »Der Traktor kam in voller Fahrt auf den Bahnübergang zu und bremste nicht«, erinnerte sich der Augenzeuge später. Das Traktorgespann mit zwei Anhängern kam nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und prallte seitlich gegen den durchfahrenden Zug.
Zwei Fahrgäste wurden nach Angaben der Polizei schwer verletzt in die Krankenhäuser Rahden und Minden eingeliefert. Acht weitere Menschen verletzten sich leicht. Sie wurden von Notärzten aus Rahden und Stolzenau vor Ort ambulant versorgt.
»Es ist ein Wunder, dass nicht noch mehr passiert ist«, sagte Klaus Möller, Betriebsleiter der Museumsbahn. Der mittlere Waggon des Triebzuges aus den 50er Jahren wurde durch die Wucht des Aufpralls aus den Schienen geworfen, blieb schräg auf dem Kiesbett des Bahndammes liegen. »Die Menschen wurden umhergeschleudert«, schilderte Möller. Ein Kühlschrank sei durch den Gesellschaftswagen geschleudert worden, und die eingebaute Theke sei vollständig zerstört worden. Dabei zog sich ein Fahrgast mehrere Beinbrüche zu.
Der 69 Jahre alte Lokführer des Triebwagens sowie der 26-jährige Fahrer des Traktors blieben unverletzt. Der Motorwagen des Triebzuges wurde abgekoppelt und konnte - mit nur einem Motor - den Bahnhof Rahden wieder erreichen.
Die unverletzten und leicht verletzten Gäste der Hochzeitsgesellschaft setzten anschließend ihre Fahrt in einem angemieteten Bus fort. »Die Stimmung war natürlich nicht mehr gut. Wir haben noch eine Stunde im Lokal gesessen und geredet«, sagte Horst Hartmann. »Mehrere Leute haben mir bestätigt, dass der Lokführer vor der Durchfahrt Signal gegeben hatte«, betonte der Augenzeuge.
Klaus Möller, Betriebsleiter der Museumseisenbahn, bezifferte den Schaden an den historischen Fahrzeugen auf 250 000 Euro. Gestern blieb die private Bahnstrecke Rahden-Uchte noch gesperrt. »Wir wissen noch nicht, wie wir den Zug wieder auf die Gleise stellen«, sagte Möller.
Warum der Landwirt den Zug übersehen und überhört hatte, ist noch nicht geklärt.

Artikel vom 24.08.2005