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Von Manfred Matheisen

Bielefelder
Optik

Starke Stimme - eher schwach


Die Bielefelder können sich glücklich schätzen. Das ostwestfälische Zentrum steht bei den Hauptfiguren des Bundestagswahlkampfes offenbar hoch im Kurs. Wer will, kann das Berliner Spitzenpersonal persönlich in Augenschein nehmen und sich ein Urteil aus eigenem Erleben bilden. Kanzler Schröder hat seine Visitenkarte schon abgegeben. In der nächsten Woche kommt CDU-Chefin Angela Merkel in die Stadt. Es folgen der grüne Vormann Joschka Fischer und die Nummer eins der FDP, Guido Westerwelle.
Bei der SPD-Kundgebung mit Gerhard Schröder am vorigen Dienstag vor dem Rathaus wollte die Begeisterung vergangener Wahlkampfauftritte nicht so recht aufkommen. Der Kanzler spielte die gut einstudierte Rolle des Kämpfers zwar nahezu perfekt, der Beifall hielt sich aber durchaus in Grenzen.
Trotz allen Mühens konnte Schröder das alles überdeckende Problem, die Massenarbeitslosigkeit, nicht wegreden. Und sein Versuch, sich mit Blick auf den Iran - wie vor drei Jahren aus Anlass des Irak-Krieges - als alleiniger Garant des Friedens in Deutschland zu profilieren, empfanden viele Zuhörer als durchsichtig und zu dick aufgetragenes Wahlkampfmanöver. Der CDU in diesem Zusammenhang die »Friedensfähigkeit« abzusprechen, grenzte schon an Unverschämtheit.
Rätsel geben indes die Großplakate auf, mit denen der Bielefelder SPD-Bundestagskandidat seit wenigen Tagen in der Stadt für sich wirbt. »Starke Stimme - Rainer Wend « ist darauf zu lesen.
Nun wissen Beobachter der örtlichen Szene seit langem, dass Wend ein beachtliches Stimmorgan sein eigen nennt - und das ist in der Politik durchaus von Vorteil. Den beredten Mann in hitziger Debatte zu übertönen, scheint schier unmöglich.
Die »starke Stimme« als Kernaussage auf einem Wahlplakat, das ist aber eher schwach. In der Politik kommt es doch wohl letztlich auf Taten an - im Idealfall auf starke Taten.

Artikel vom 20.08.2005