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Millionengrab auf Marburg

Internes Gutachten warnt Kommunen vor enormen Verlusten

Von Stephan Rechlin
Kreis Gütersloh (WB). Das interregionale Gewerbegebiet auf der Marburg droht zu einem Millionengrab für die drei an der Marburg GmbH beteiligten Kommunen zu werden. Sollte es beim ausgehandelten Vertrag bleiben, müssen Rheda-Wiedenbrück, Herzebrock-Clarholz und Oelde Verluste von bis zu 7,9 Millionen Euro verkraften.
Kaufpreis neu aushandeln: Sven-Georg Adenauer.

Das geht aus einem Gutachten der Bochumer Firma Herbstreit Landschaftsarchitekten GmbH + Co. KG hervor, das im Auftrag der Marburg GmbH erstellt wurde. Nach deren Berechnung wird es nicht möglich sein, die voraussichtlichen Erschließungskosten durch den geplanten Verkauf des Areals an Industrie-Unternehmen zu decken Inklusive Grunderwerb, Zinsen, innere Erschließung, der Anlage von Ausgleichsflächen, Kanalisation, Regenwasserbehandlung und den Eigenanteilen für eine neue Autobahnabfahrt und einer neuen Verbindungsstraße beziffert das Gutachten die Gesamtkosten auf 45,7 Millionen Euro. Bei einem Verkauf von 74 000 Quadratmeter pro Jahr zum Preis von 55 Euro je Quadratmeter wären innerhalb von zehn Jahren nur 40,7 Millionen Euro zu erzielen. Je nach Anteil an der Marburg GmbH müssten Rheda-Wiedenbrück, Oelde (jeweils 20 Prozent) und Herzebrock-Clarholz (zehn Prozent) diesen Verlust ausgleichen. Auf eine Dauer von 20 Jahren gerechnet würde dieser Verlust laut Gutachten sogar auf 7,9 Millionen Euro steigen.
Eine gewisse Verlust-Reduzierung ist dem Gutachten zufolge möglich, wenn statt der gesamten 74 zunächst nur 23,6 Hektar erschlossen und vermarktet werden. Nach zehn Jahren schlüge dann zwar immer noch ein Verlust von gut fünf Millionen Euro zu Buche. Doch nach 20 Jahren wäre ein Gewinn in Höhe von 1146,03 Euro möglich.
Die gigantische Fläche auf der Marburg gehört dem Kreis Gütersloh. Der hatte sie in den neunziger Jahren erworben, um dort eine Mülldeponie zu installieren. Das Müllproblem wurde mit dem Kreis Warendorf gelöst, die Fläche nicht mehr gebraucht. Mit der Idee vom interkommunalen Gewerbegebiet hatte Landrat Sven-Georg Adenauer nicht nur eine Möglichkeit gefunden, überflüssige Erdmassen loszuwerden. Gemeinsam mit der damaligen Landesregierung wurde »die Marburg« als landesweites Vorzeigeobjekt präsentiert.
Durch eine bessere Auslastung vorhandener Infrastrukturen und die Konzentration auf einen Standort würden neue Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze gegeben. Inzwischen verhandeln die beteiligten Kommunen um eine Reduzierung des Kaufpreises. Gut 9,6 Millionen Euro wollen sie nicht mehr für das Areal bezahlen.Lokalteil

Artikel vom 13.08.2005