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Rente erst mit 70
»nicht machbar«

Clement lehnt DIW-Vorschlag ab

Berlin (dpa). Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat sich gestern gegen eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre ausgesprochen.
Wolfgang Clement: »Forderung ist überzogen.«
Die Forderung des Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, sei »nicht machbar und überzogen«. Clement wiederholte, in der nächsten Legislaturperiode müsse die Frage eines späteren Rentenbeginns entschieden werden. Wie auch der Kanzler habe er, »viel Sympathie für den Vorschlag der Rürup-Kommission, von 2011 an das gesetzliche Renteneintrittsalter Jahr für Jahr um je einen Monat auf zuletzt 67 Jahre heraufzusetzen«.
Der Rentenexperte der Unions-Bundestagsfraktion, Andreas Storm, bezeichnete den DIW-Vorschlag als »absurd«. »Wenn man das Rentenalter in einer Dimension anhebt, die von der Arbeitsmarktsituation her nicht erreichbar ist, bedeutet das Rentenkürzungen durch die Hintertür.« Aufgabe sei es, »Beschäftigungschancen für Ältere zu erhöhen, damit sie nicht vor 65 in Rente gehen müssen«.
Der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, Franz Ruland, bezeichnete die Forderung nach einer Rente erst mit 70 Jahren als überzogen. Langfristig sei eine Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahren nicht vermeidbar, »allerdings nicht sofort und nicht auf einen Schlag«.
Die Rente mit 67 Jahren könnte nach einer Studie des Gesundheitsökonomen Karl Lauterbach vor allem sozial Schwache belasten. Danach würden besonders Besserverdiener profitieren, weil sie länger leben und deshalb mehr Rente bekommen. »Die Ungerechtigkeit des heutigen Systems würde sich bei einem höheren Rentenalter noch verschärfen.«

Artikel vom 12.08.2005