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Im Staubsauger-Styling
auf Erleuchtung warten

Nostalgischer Rückblick auf die Anfänge des Techno

Von Uta Jostwerner (Text)
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Unter dem Begriff Techno verbirgt sich weit mehr als das elektronische Bum-Bum seiner Musik. In der Techno-Kultur brach sich gegen Ende der 80er Jahre das Lebensgefühl von Teilen der Jugend Bahn. Eine Foto-Serie von Andreas Neumann führt zu den Wurzeln der Bewegung und ihrer schrillen Partybekleidung zurück. Sie ist noch bis Ende August im »Milestones« an der August-Bebel-Straße zu sehen.

»Ich selbst habe die Anfänge der Techno-Bewegung in Frankfurt miterlebt«, erzählt der 32-jährige Fotografiestudent der FH Bielefeld. Damals hatte die Industrie das wirtschaftliche Potenzial des Techno noch nicht erkannt, sagt Neumann. »Es gab zum Beispiel keine Party-Outfits. Jeder improvisierte und suchte nach witzigen Verkleidungen, um sich selbst in Szene zu setzen. Die Partys wirkten zunächst wie Faschingsveranstaltungen mit besserer Musik«, sagt Neumann, der mit seiner Semesterarbeit zur Techno-Szene die Anfänge in ikonenartiger Form wiedergibt.
Mit Hilfe der angehenden Modedesignerin Anna Jazewitsch organisierte er die für den Trend typischen Requisiten wie weiße Handschuhe, Bauarbeiterwesten, Gasmasken, Netzhemden, Sonnenbrillen und vieles mehr und staffierte damit seine Models aus. Schrill gestylt ging's ab in die Natur -Ê der Farben wegen, wie Neumann betont.
Aufsehen erregen die grellen Gestalten inmitten blühender Rapsfelder und ungekünstelter Wald- und Wiesenromantik schon per se. Die Frau indes, die einen Staubsauger huckepack trägt und einem gleißenden Licht entgegenblickt, schießt dabei den (Erleuchtungs-)Vogel ab.
Andreas Neumann hat die bewusst als Gestaltungsmerkmal gesetzen Gegenlichter zum Teil mit farbigen Folien bestückt, um den Bildern eine unnatürliche Farbgebung einzuhauchen. »Farben spielten in der Technoszene eine große Rolle«, erklärt er. Künstliche und natürliche Farben sollen seinen Ikonen einen Hauch von Lebendigkeit geben. Gleichwohl wirkt die Kulisse unwirklich, unter anderem, weil Neumann im Dämmerlicht mit kleiner Blende fotografierte.
Mittlerweile hat sich die Szene in verschiedene Richtungen entwickelt. »Die Mode ist etwas schlichter geworden; im Vordergrund steht die Musik«, blickt der Student nicht ohne nostalgische Gefühle zurück.

Artikel vom 10.08.2005