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Im Schatten
des Diktators

ZDF-Doku über die »Familie Hitler«

ZDF, 20.15 Uhr: Die NS-Propaganda stilisierte Hitler zu einem Mann, der scheinbar aus dem Nichts in die Geschichte trat - ohne Familie.
Adolf Hitlers Lieblingsneffe Heinz. Foto: ZDF

Die Dokumentation »Familie Hitler« präsentiert bislang unbekannte Dokumente und persönliche Aufzeichnungen, die überraschende Einblicke in Hitlers privaten Hintergrund gewähren, darunter ein seit 40 Jahren verschollenes Manuskript von Adolf Hitlers Schwester Paula.
Als sei er gekommen wie ein Prophet, so wollte der Diktator gesehen werden. Je mehr er im politischen Rampenlicht stand, umso mehr wuchs seine Furcht vor Denunziation, denn den lückenlosen Nachweis über den Stammbaum, den er später von allen Deutschen abforderte, konnte Hitler selbst nicht erbringen.
Da war der zwielichtige Halbbruder Hitlers, Alois - Kneipier in Berlin und immer darauf bedacht, aus seinem Namen Kapital zu schlagen.
Hitlers Halbschwester Angela führte den Haushalt auf dem »Berghof« bei Berchtesgaden. Sie veranlasste Martin Bormann, andere Anwohner vom Obersalzberg zu vertreiben.
Hitler hatte einen »Lieblingsneffen«, Heinz Hitler, der zuerst auf einer NS-Eliteschule erzogen wurde und unbedingt an der Front in der Sowjetunion kämpfen wollte. Er geriet 1942 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo ihm sein Name zum Verhängnis wurde. Er starb nur wenige Monate nach seiner Einlieferung im Moskauer Prominentengefängnis Butyrka. Sein Schicksal war bislang unbekannt.
Ein Aktenfund belegt, dass der NS-Wahn auch vor der eigenen Verwandtschaft nicht Halt machte. Hitlers Großcousine Aloisia Veit litt an Schizophrenie. Neun Jahre verbrachte sie in der psychiatrischen Anstalt »Am Steinhof«. Schließlich wurde auch sie Opfer der »Euthanasie"-Morde, starb im Dezember 1940 in einer Gaskammer der »Anstalt Hartheim«.
So führen verschiedene Facetten vor Augen, was es damals hieß, Angehöriger der »Familie Hitler« zu sein, und was es für einige Verwandte noch heute bedeutet, im Schatten des Diktators zu leben.

Artikel vom 09.08.2005