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Ein Urlaubsflug in den Tod

Bruchlandung einer Chartermaschine vor sizilianischer Küste im Mittelmeer

Rom (dpa). Urlaubsflug in den Tod: Bei einem Flugzeugunglück vor der sizilianischen Küste sind am Samstag wahrscheinlich 16 Menschen getötet worden. 23 Menschen überlebten die Bruchlandung im Mittelmeer.

Auch gestern war noch unklar, wie es bei der Maschine der tunesischen Gesellschaft Tuninter vom Typ ATR 72 zum Ausfall beider Motoren kommen konnte. Das Flugzeug war erst im März von den italienischen Behörden überprüft worden. »Das ist fast unglaublich, ein äußerst seltener Vorfall«, meinte ein erfahrener Pilot. Papst Benedikt XVI. sprach den Angehörigen der Opfer und Verletzten sein Beileid aus, er bete für die Toten und ihre Familien.
Zunächst hatte die Nachricht vom Flugzeugunglück neue Terrorängste in Italien geschürt. Doch Verkehrsminister Pietro Lunardi konnte wenige Stunden später zumindest in dieser Hinsicht beruhigen: Es handele sich eindeutig um einen Unfall. Die tunesische Chartermaschine war auf dem Weg vom süditalienischen Bari zur Ferieninsel Djerba im Meer notgelandet, nachdem es der Pilot nicht mehr geschafft hatte, den Flughafen Palermo zu erreichen. Die Maschine soll dabei mit der Spitze zuerst im Wasser aufgeschlagen sein, worauf der Rumpf abbrach.
Viele der 34 Passagiere konnten deshalb schnell an die Wasseroberfläche gelangen - und überlebten. »Nur Dunkelheit und kaltes Wasser umgab uns«, schilderten Passagiere später die Schrecksekunden des Aufpralls. Einige retteten sich auf die im Wasser treibenden Tragflächen.
Drei Menschen werden noch vermisst. »Die Bilanz mit wahrscheinlich 16 Toten ist zwar verheerend. Aber das Manöver des Flugkapitäns hat immerhin 23 Menschen das Leben gerettet«, kommentierte ein Experte.
Überlebende berichteten, schon beim Anlassen der Motoren hätten sich die Propeller nur schleppend in Gang gesetzt. »Ich hatte sofort das Gefühl, die Maschine sei ziemlich baufällig. Ich hatte zwar Angst, aber ich hätte dennoch nie gedacht, dass das Flugzeug abstürzen würde«, sagt Maria Grazia Di Tano, eine der 23 Überlebenden.
Schon werden in Italien Stimmen laut, die eine eingehende Kontrolle aller für italienische Reiseveranstalter fliegenden Charterflugzeuge fordern: »Es ist eine außerordentliche Prüfung nötig«, forderte eine Verbraucherschutzorganisation. Unterdessen hat die italienische Flugaufsichtsbehörde eine Untersuchung eingeleitet, die klären soll, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Der Mittelteil der Maschine mitsamt der Tragflächen wurde an Land geschleppt. Andere Überbleibsel seien in 1200 Metern Tiefe ausfindig gemacht worden.
21 Verletzte, darunter der Pilot, der Co-Pilot und eine Flugbegleiterin, wurden weiter in Krankenhäusern in Palermo behandelt.

Artikel vom 08.08.2005