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Junge trieb tot
in der Werre

17-Jähriger seit Samstag vermisst

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). Verbrechen oder Unfall? Radfahrer haben gestern Morgen in der Werre die Leiche eines 17-jährigen Berufsschülers aus Bad Oeynhausen entdeckt. Der Junge war am Samstag von seinen Eltern vermisst worden.
Slava F. trieb tot in der Werre.
Die Polizei hat inzwischen versucht, die letzten Stunden im Leben des Jugendlichen zu rekonstruieren. Dabei muss sich die Kripo derzeit vor allem auf die Angaben von fünf Freunden des Opfers stützen. Sie haben ausgesagt, den Freitagabend zusammen mit Slava F. an einem See in Löhne (Kreis Herford) verbracht und ein paar Bier getrunken zu haben - nicht mehr. Gegen Mitternacht soll sich die Clique auf den Heimweg nach Oeynhausen gemacht haben. Während vier Männer, unter ihnen auch Slava F., mit einem Auto fuhren, hätten die anderen beiden einen Zug genommen. Slava habe darum gebeten, am Bad Oeynhausener Bahnhof abgesetzt zu werden, um dort die beiden Bahnreisenden zu treffen und sich zusammen mit ihnen zu Fuß auf den Heimweg zu machen - eine Strecke von etwa 2,5 Kilometern.
Die Zeugen haben ausgesagt, den 17-Jährigen gegen Mitternacht am Bahnhof aus dem Auto gelassen zu haben und weitergefahren zu sein. Seine Freunde, die mit dem Zug gefahren waren, haben angegeben, sie hätten Slava nach ihrer Ankunft vergeblich am Bahnhof gesucht.
Die besorgten Eltern hatten ihren Sohn am Samstag als vermisst gemeldet. Sie gaben an, dass Slava noch nie unangekündigt über Nacht von zu Hause fortgeblieben sei. Seine Tante Frieda F. sagte gestern: »Slava war ein ausgesprochen zuverlässiger Junge. Wenn er einmal nicht pünktlich nach Hause kam, rief er an. Er beeilte sich dann und rief als erstes, nachdem er die Haustür aufgeschlosen hatte: Ich bin da!«
Zwei Radfahrer hatten den Schüler gestern gegen 6.45 Uhr in Oeynhausen an einem Wehr der Werre im Wasser entdeckt. Rechtsmediziner der Uni Münster wollen den 17-jährigen heute im Städtischen Krankenhaus Bad Oeynhausen obduzieren. »Dann werden wir hoffentlich Klarheit über die Todesursache haben«, sagte Polizeisprecher Werner Wojahn. Die Möglichkeit, dass Slava betrunken in die Werre gefallen sein könnte, hält seine Familie für unwahrscheinlich: »Der Junge trank kaum Alkohol, vielleicht mal ein Bier. . .«
Slava F. war vor fünf Jahren mit seinen Eltern und seinem drei Jahre älteren Bruder von Russland nach Deutschland übergesiedelt. Er hatte gerade seinen Hauptschulabschluss gemacht und wollte nach den Sommerferien das Berufskolleg in Bad Oeynhausen besuchen.

Artikel vom 04.08.2005