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Krise bremst
Willen zur
Ausbildung

Minister will »Chance für jeden«

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Haupthindernis für die Schaffung von mehr Ausbldungsplätzen ist die lahme Konjunktur. Dieses Fazit zog gestern NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) aus Gesprächen mit heimischen Betrieben und Verbänden.
NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Foto: Büscher

Nicht zu hohe Ausbildungsvergütungen oder der zweite Berufsschultag, sondern Krise, fehlende Aufträge und Chancen zur Weiterbeschäftigung nach der Lehre begründeten die Zurückhaltung. Das hätten ihm sowohl Dachdecker im Rheinland wie Kammervertreter in OWL übereinstimmend berichtet, sagte Laumann dem WESTFALEN-BLATT. Die Kritik an der Aufhebung des Meisterzwangs in vielen Berufen verstehe er, sagte der neue Landesminister im Kabinett Rüttgers. Er persönlich könne sich eine neuerliche Revision der Handwerksordnung vorstellen, auch wenn dies noch nicht offizielle Linie seiner Partei sei. »Karl-Josef Laumann hat dafür Sympathie.« Vor allem Fliesenleger und Gebäudereiniger stünden unter erheblichem Druck auch aus Osteuropa. Dass sie sich unter diesen Umständen »nicht die nächste Ich-AG heranzüchten wollen«, sei nachvollziehbar.
Den Vorjahreswert von 115 000 Ausbildungsverträgen bis zum Jahresende hält Laumann auch 2005 für erreichbar. Ein Problem stelle der Überhang von Bewerbern aus den Warteschleifen früherer Jahre dar.
Laumann: »Als neuer Arbeitsminister des Landes sehe ich meine wichtigste Aufgabe in den kommenden Wochen und Monaten darin, zur Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt beizutragen. Mein Ziel: Jeder Jugendliche in NRW, der ausbildungswillig und ausbildungsfähig ist, muss bis spätestens Ende des Jahres - bis dahin läuft die Nachvermittlung - ein konkretes Angebot bekommen.« Noch fehlen landesweit 28 000 Ausbildungsstellen.
In Detmold steht sechs suchenden Jugendlichen ein Ausbildungsplatz zur Verfügung, in Bielefeld kann fünf Jugendlichen derzeit nur eine freie Lehrstelle angeboten werden. In Detmold gibt es derzeit 145 offene Angebote, jedoch 880 Bewerber. In Bielefeld gibt es 1220 freie Ausbildungsplätze. 5700 Jugendliche sind noch unversorgt.
Zum Start der einwöchigen »Ausbildungstour 2005« durch NRW besuchte Laumann das Evangelische Diakonissenhaus in Detmold und das Autohaus Thiel in Paderborn. »Beide Unternehmen zeigen mit großem Engagement, wie man Jugendlichen ein qualifiziertes Angebot machen kann, das ihnen auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt verspricht«, sagte der Minister. Bericht Seite 2 und Seite 4: Kommentar

Artikel vom 04.08.2005