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Chancen und Risiken der
Ich-AG im Blickpunkt

Diskussion beim Mittelstandsstammtisch der FDP

Verl (WB). Nicht das Streben nach beruflicher Selbständigkeit, sondern der Wunsch, der Arbeitslosigkeit zu entkommen, ist das Motiv der meisten Gründer einer Ich-AG. Dies berichteten Teilnehmer des Mittelstandsstammtisches der FDP Verl bei ihrer jüngsten monatlichen Zusammenkunft.

Die Teilnehmer stellten weiterhin fest, dass einige Arbeitsloseninitiativen die Existenzgründung als Möglichkeit empfehlen, auf diesem Wege an Fördermittel für die Ich-AG beziehungsweise das Überbrückungsgeld für die Gründung eines Kleinunternehmens zu kommen. Dies ist auch sicher einer der Gründe, warum seit dem Start 2003 die Zahl der Gründungen so rasant zugenommen. hat. Bis Ende 2004 wurden mehr als 140 000 Ich-AGs gezählt. Für 2005 wird mit weiteren 160 000 neuen Ich-AGs gerechnet, während gleichzeitig insgesamt die Zahl der Neugründungen abnimmt.
Die Pflicht zur Erstellung eines Geschäftsplans, der von einem Fachmann begutachtet und befürwortet werden muss, werde diesen Gründungsboom nicht nachhaltig eindämmen, so die Meinung beim Stammtisch. Denn in der Fachliteratur und im Internet gebe es nahezu fertige Geschäftspläne. Mit einer Ablehnung sei in den wenigsten Fällen zu rechnen, da die Berater diese Testierungsflut kaum bewältigen könnten.
Für die erfolgreiche Gründung einer Ich-AG ist ein durchdachtes Unternehmenskonzept unerlässlich. Viele Gründer haben zwar eine Geschäftsidee, aber kein oder nur ein unzureichendes Vermarktungskonzept. Darüber hinaus fehlen oft auch die notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der Existenzgründer ihre Einnahmen- und Ausgabensituation nicht richtig einschätzen und sich nicht klarmachen, dass Überbrückungsgeld für maximal neun Monate gezahlt wird und die Fördergelder festgelegt sind für gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung und dies wiederum verpflichtend für fünf Jahre.
Die Erwartung der Bundesregierung, mit der Einführung der Ich-AG eine neue Struktur der Selbständigkeit zu erreichen, konnten die Teilnehmer nicht bestätigen. Vielmehr war man der Auffassung, dass die Probleme bei den meisten Gründungen zunehmen, wenn die Fördergelder entfallen und sich das junge Unternehmen am Markt behaupten muss. Das werde insbesondere diejenigen treffen, die die Ich-AG nur als finanzielle Überbrückung ihrer Arbeitslosigkeit gesehen hätten. Grundsätzlich hielten die Teilnehmer die Ich-AG aber dann für sinnvoll, wenn sie dem ehrlichen Wunsch zur Selbständigkeit entspringt.
Der nächste Mittelstandsstammtisch findet am Sonntag, 14. August, um 10 Uhr im Landhotel »Altdeutsche« zum Thema »Unternehmenskonzepte« statt.

Artikel vom 29.07.2005