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Sechs neue Glocken gegossen

150 Mitglieder der St.-Anna-Gemeinde erleben im Westerwald Gussvorgang mit

Verl (WB). Friedrich Schiller beschreibt im Lied von der Glocke in 29 langen Strophen die schwierige Arbeit des Glockengießens. Und die hat sich bis heute kaum geändert: Noch immer werden Glocken in Deutschland so gegossen wie zu Schillers Zeiten.

Und noch heute machen Glockengießer ein Geheimnis um ihre traditionsreiche Kunst. So viel ist aber bekannt: Die tonnenschweren Glocken bestehen meist aus Bronze, einer Legierung aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn. Davon konnten sich jetzt 150 Mitglieder der Kirchengemeinde St. Anna in Sinn im Westerwald überzeugen.
Schon um 6 Uhr früh hatten sie sich mit drei Bussen auf die rund 250 Kilometer lange Fahrt gemacht, um dabei zu sein, als die sechs neuen Glocken für die St. Anna-Kirche gegossen wurden. In einem modernen, mit Gas beheizten Schmelzofen war die Goldbronze zuvor seit Stunden auf die erforderliche Gusstemperatur von rund 1120 Grad gebracht worden. Um 10 Uhr konnte dann zum ersten Mal das feuerflüssige rotgelbe Metall glucksend und sprühend durch die vorbereiteten Kanäle fließen und in die Einflussöffnungen der Glocken geleitet werden. Fünf Stunden später erfolgte dann der zweite Guss. Das Metall im Kessel hatte ein zweites Mal die notwendige Temperatur erreicht. Nach wochenlanger Vorarbeit war auch dieser Guss in Minutenschnelle erfolgt.
Auch wenn der Guss ohne Störung verlaufen ist, Gewissheit über sein Gelingen haben der Meister und die Verler erst, wenn die erkalteten Formen ausgegraben werden, ein Kran die rohen Glocken heraushebt und sie zur Probe angeschlagen werden.
Während die Hälfte der Gruppe aus Verl dem Glockenguss beiwohnte, besuchten die anderen in der Zwischenzeit das nahe gelegene Glockenmuseum auf Burg Greifenstein, in dem über die Geschichte und die Hintergründe des Glockengusses informiert wird.
Geweiht werden die neuen Glocken für die St. Anna-Kirche am Sonntag, 11. September, von Weihbischof Manfred Grothe. Die Feier beginnt um 15 Uhr auf dem Kühlmannplatz. Von dort werden die Glocken zum Kirchplatz gebracht, wo sie nach einer Eucharistiefeier geweiht werden sollen. Anschließend ist ein Fest geplant.

Artikel vom 29.07.2005